HS

Titel der Veranstaltung

Medienethik (Literaturhinweise)

Leitung Ort Beginn Wochentag Zeit

J. Rauscher

P12 19.04.01 Donnerstag 18 -20 Uhr
Teilprüfung Inhalt-Methode-Gewichtung Leistungsnachweis
nicht möglich teils-teils Referat bzw. Diskussionsleitung & Hausarbeit
Voraussetzungen
Argumentationsfähigkeit /-freudigkeit
Grundkenntnisse Ethik/Anthropologie

Gegenstand der Veranstaltung

Medialisierung und deren prinzipieller Problemhintergrund sollen im Blick auf ethische Fragestellungen untersucht werden. Platons Schriftkritik im Phaidros liefert den Ausgangspunkt für die Fragestellung, inwiefern und wieweit Medien ein besonderes Problem für die Ethik aufwerfen. 
Das Problem der Medien und der Medienpräsenz scheint sich in neuerer Zeit, wie an Theoretikern wie Vilém Flusser, Paul Virilio, Jean Francois Lyotard oder Jean Baudrillard ersichtlich werden kann, in besonderer Form zuzuspitzen, wobei die theoretische Topikalisierung durch lebensweltliche Veränderungen, die unsere allgemeine gesellschaftliche Organisation betreffen, motiviert werden kann. 
Medienethik steht dabei in besonderer Gefahr ‚einen ekelhaften Mischmasch von zusammengestoppelten Beobachtungen und halbvernünftelnden Prinzipien' (Kant zu populärer praktischer Philosophie) zum Vorschein zu bringen. Nicht daß ein Hauptseminar dieser Gefahr grundlegend wehren könnte, versucht sollte allerdings werden, etwas genauer zu bestimmen, was überhaupt mit Medienethik in Rede steht. Dies geschieht anhand der Diskussion von Texten und der selbständigen Auseinandersetzung mit und Analyse von Problemen.
Inhaltliches/Methodisches Ziel der Veranstaltung

Zwei im Grunde unabhängige Ziele werden verfolgt:
A) Klärung der Frage, ob und wie weit es Medienethik als eine originär philosophische Fragestellung gibt und was unter Umständen die philosophische Reflexion auf die Medien und ihre Entwicklung in ethischer Perspektive ernötigt (man bedenke den Unterschied zu ‚Ernährungsethik'* etwa?!).
B) Analyse einiger strittiger Fragestellungen im Zusammenhang mit Medien (Zensur; Big Brother) in Reflexion auf ethische Prinzipien und die dabei möglicherweise kollidierenden Normen und Prinzipien.

Didaktische Vorgehensweise

Beförderung eigenständiger Auseinandersetzung mit Sachfragen im Horizont philosophischer Fragestellung. Wenn es möglich ist, soll die interne Seminarkommunikation durch Einsatz neuartiger medialer Verbreitungsstrukturen für Thesenpapiere wie Mailinglist (trotz der medienethisch problematischen Parameter Beschleunigung - Multiplikation - Vergegenständlichung) verbessert werden (Rückkopplung!). 
Im Idealfall wird eine Ersetzung von Bekenntnissen durch Begründungen erreicht, die ihrerseits wiederum die widerrufbare Bekundung einer Position ermöglichen (sokratische Methode). NB: Sie sollten sich als Subjekt der Methode verstehen, nicht als Objekt.

Artikel/Literatur zur Einführung

Es gibt keine in philosophischer Perspektive wirklich empfehlenswerte Literatur zur Einführung. Das bedeutet weder, dass keine philosophisch anspruchsvolle Auseinandersetzung um medienethische Fragen geleistet wurde, davon gibt es eine ganze Reihe, noch, dass keine theoretisch reflektierten ethischen Vorschriften im allgemeinen Umgang mit den Medien diskutiert wurden. Ich werde zu Anfang des Seminars ein Literaturpaper (Seminartexte und Orientierungswerke) in Form einer analytischen Bibliographie verteilen. Dieses Paper ist - in statu nascendi - ab Semesterende (Februar) auch auf meiner Website abrufbar.

Gewünschte Vorbereitung der Teilnehmer

Lesen und Bedenken: Kant Grundlegung zur Metaphysik der Sitten Akademieausgabe: S.428-431; man kann mit Gewinn auch den ganzen 2. Abschnitt lesen; nochmals derselbe: Kritik der Urteilskraft § 29.
Platons Rhetorik- und Schriftkritik im Phaidros 266 d bis zum Schluß.
Dann kann man anfangen mit Flusser, Baudrillard, Virilio ...- 
Natürlich gilt schon vor allem Autoritätenanfang mit Platon und Kant: selbst voraus- und nachdenken.