J. Rauscher
SS 2001
Universität Mainz

PS: Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen

Literaturhinweise und Strukturierung:

Das Literaturverzeichnis beschränkt sich auf knappe Hinweise zu Standardhilfsmitteln wie Bibliographien oder einführende Darstellungen (für weitergehende Fragen s. die Bibliographien unter II). Die Nennung einiger zusätzlicher Schriften und Schlüsselwerke hat lediglich exemplarische Funktion.

I Textausgaben und weitere Werke Wittgensteins (zu Orientierungszwecken):

Wittgenstein, Ludwig (53) Philosophische Untersuchungen. Philoso­phical Investigations. Oxford. (Erstausgabe dt.-engl. ed. G.E.M. Anscombe/ R.Rhees); weit. Ausgaben dt.: in Schriften 1 (Ffm.,1960 u.ö.; zusammen mit Tractat); dass. in Werkausgabe Bd. 1 Ffm.,1984 (stw 501);     PU

Ein Hinweis zur Gegenfolie - oder Ergänzungsschrift -

---.-- (21; 89) Logisch-philosophische Abhandlung. Tractatus logico-philosophicus. Krit. Ed. Hrsg. v. B. McGuinness/ J. Schulte. Ffm. <gibt Varianten und relevante Paral­lelstellen>; die PU sollten, laut Wittgenstein, idealiter zusammen mit dem Tractat und in Abhebung dazu gelesen werden>     T

Ein Verweis auf Fortführungen der PU in deren Diskussionsrahmen -

---.--(80;dt.82) Bemerkungen über die Philosophie der Psychologie. Ffm. (als Schriften 8; Ffm.,82; in Werkausg. 7)     BPhPs

---.-- (82;dt.84) Letzte Schriften über die Philosophie der Psy­chologie. Ffm. (in: Werkausg. 7)   LS    

<Tl. II der PU, der insofern eine Son­derstellung einnimmt, als wenig dafür spricht, daß Wittgenstein selbst ihn so in die PU integriert hätte, gehört in das Umfeld von BPhPs u. LS (Letzte Schriften II außerhalb der Werkausgabe!)>

sowie das fulminante letzte Werk:

---.-- Über Gewißheit. Ffm. (in: Werkausg. 8). 

Ein Tipp, um Wittgenstein als existenziellen Denker, religiösen Zweifler, witzigen Selbstbeobachter und melancholischen Kunstliebhaber in teilweise sehr rätselhaftem Kontext kennenzulernen   

---.-- (278) Vermischte Bemerkungen. Fftm. VB (in Werkausg. 8; und neu bearb. (Pichler) Ffm. 1994).

<weniger eine Primärquelle, denn so etwas wie ein Wittgenstein-privater Kontext als orchestrierende Sekundärliteratur>

 

II Hilfsmittel: Bibliographien und Kommentare.

Lapointe, F.H. (80) Ludwig Wittgenstein. A Comprehensive Bibliography. Westport. <hilfreich wegen seiner Zuordnungsstruktur für die Lit. nach Gesamtdarstellungen, Einzelwerken, Personen, Themen; verzeich­net zudem Rezensionen zur Sekundärliteratur>

Shanker/ Shanker (86) Ludwig Wittgenstein - Critical Assessments. A Wittgenstein Bibliography.  <alphabetisch; ohne weitere Strukturierung und Kommen­tierung; dafür umfangreich>.

Frongia,G./ McGuiness,B.(90) Wittgenstein - a bibliographical guide. Oxford. <Literatur zu Wittgenstein chronologisch von 1914-87; (Selektiv; für frühe Rezeption sehr gut; nimmt viele rezeptionsgeschichtlich bedeutsame Titel auf)>

 

Baker,G.P./ Hacker,P.M.S. (80 - 96) An Analytical Commentary on the 'Philosophical Investigations'. Oxford. <4 Bde.; ab Vol. III P. M. S. Hacker alleinverantwortlich; Simply the best - aus­gezeichneter Satzkommentar mit eingeschobenen Essays zu den grund­legenden Problemen; unschätzbar wertvolles Hilfsmittel - aber auch nicht mehr!>     BH

Savigny, Eike v. (88/89) Wittgensteins 'Philosophische Untersu­chungen'. Ein Kommentar für Leser. Frankft.a.M. (2Bde)

<behandelt den ersten Teil der PU (Bd.I:§§1-315; II:§§316-693); der problematische Teil II bleibt ausgeklammert; trotz ei­genwilliger Außerachtlassung 'feindlicher' Interpretationen insge­samt ein brauchbares Hilfsmittel.>

 

Glock, Hans-Johann (96) A Wittgenstein Dictionary. Oxford: Blackwell.

<Es ist wirklich gut brauchbar, doch für Anfänger wahrscheinlich oft sehr schwer verständlich>

 

 

III Sekundärliteratur und Einbettung:

Apel, K.-O. (73;76) Transformation der Philosophie. 2Bde. Ffm. (stw 164,165) <keine Sek.-lit. sondern in verschiedenen Beiträgen ein Weiterdenken, bzw. eine nicht unproblematische Indienstnahme Wittgensteins - "mit Wittgenstein gegen Wittgenstein".>

 

Block, I. (ed) (81) Perspectives on the Philosophy of Wittgenstein Oxford. <ausgezeichneter Reader>

 

Geier, M. (89) Das Sprachspiel der Philosophen. Von Parmenides bis Wittgenstein. Reinbek. (re 500) <Ebenfalls keine `richtige` Sek.-lit., aber hier wird erfrischend mit Wittgenstein philosophiert>

 

Hacker, P.M.S. (72;dt.78) Einsicht und Täuschung. Wittgenstein über Philosophie und die Metaphysik der Erfahrung. Ffm. <Gelungener Blick auf das Gesamtwerk, relativ gut zu lesen>

 

Hintikka, J./ Hintikka, M.B. (86;dt.90) Untersuchungen zu Wittgenstein. Frankft.a.M.

<Früh- und Spätphilosophie in funktionalem Zusammenhang; anregend, doch bleiben etliche Fra­gen>

 

Kripke, S.A. (82;dt.87) Wittgenstein über Regeln und Privatspra­che. Eine elementare Darstellung. Frankft.a.M. <nicht ganz so ele­mentar (einfach) wie der Titel nahelegt, doch eine grundlegende (und -stürzende) Interpretation; exegetisch nicht unumstritten, ist die Studie in jedem Fall beispielhaft für philosophisches Denken und Weiterdenken von Wittgenstein> 

 

Kutschera, F.von (275) Sprachphilosophie. München. (UTB 80). <Abschn.2.4 (132-203); klare Ausführungen, vor allem zur Bedeutungstheorie, Begriffsanalyse (Familienähnlichkeit) und zu den ontologischen Implikationen. Nicht immer ganz einfach.>

 

Pitcher,G. (ed) (66) Wittgenstein: The Philosophical Investigati­ons. New York. <beispielhafte Aufsatzsammlung zur frühen Rezeption; bsds. Strawson (Rez); Ayer und Rhees zur Privatsprache>

 

Stegmüller, Wittgenstein(678) Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie Bd.I. Stuttgart. <Kap.XI: "Ludwig Wittgenstein II" S.562-672; einfühlsame Entwicklung einiger Grundgedanken; gut lesbar; s.a. Bd. IV (89) Kap.I "Kripkes Deutung der Spätphilosophie Wittgensteins">

 

Zimmermann, J.(75) Wittgensteins sprachphilosophische Hermeneutik. Ffm.

<Originelle Blicknahme der hermeneutischen Aspekte.>

 

Die regelmäßig herausgegebenen Akten des Wittgenstein-Symposiums (Kirchberg) bieten in wechselnder thematischer Perspektive in  qualitativ extrem unterschiedlichen Einzelbeiträgen einen reichhaltigen, doch auch verwirrenden Überblick über Strömungen und Moden der Wittgenstein-Rezeption (für erste Orientierung unbrauchbar).

 

Einführungen zu Wittgenstein und Bio-Bibliographisches:

 

Wuchterl, K./ Hübner, A. (79) Wittgenstein. Reinbek. (rm 275) <so brauchbar wie Kurzbiographien mit Werkimpressionen sein können - alt und gut>

Bezzel,Ch. (88)  Wittgenstein zur Einführung. Hamburg. <liest den Tractat vom Spätwerk her - statt umgekehrt; nicht unproblematisch>

Schulte, J. (89) Wittgenstein. Eine Einführung. Stuttgart. (RUB 8564) <als erste Hinführung insgesamt empfehlenswert>

Buchheister, Kai/ Steuer, Daniel (92) Ludwig Wittgenstein. Stuttgart (SM 267) <lesbar>

 

Monk, Ray (90;dt.92) Wittgenstein. Das Handwerk des Genies. Stuttgart.

 <Unterhaltsam und sachkundig geschriebene Biographie; m.E. die beste.>

 

Zitatenpotpourri zu Philosophie und Kategorien : PU §123 "Ein philosophisches Problem hat die Form: `Ich kenne mich nicht aus`" §255 "Der Philosoph behandelt eine Frage; wie eine Krankheit"; §279 "Denke dir Einen, der sagte: 'Ich weiß doch, wie hoch ich bin!' und dabei die Hand als Zeichen auf seinen Scheitel legt!" §693 "nichts Verkehrteres, als Meinen eine gei­stige Tätigkeit nennen! ...Man könnte auch von einer Tä­tigkeit der Butter reden, wenn sie im Preise steigt",

und zu methodologischen Erinnerungen: VB "Interessiere Dich nicht für das, was, vermeintlich, Du allein faßt!" - "Im Rennen der Philosophie  gewinnt, wer am langsamsten laufen kann" - "Scheue Dich ja nicht davor Unsinn zu reden! Nur mußt Du auf Deinen Unsinn lauschen" -  "Wer eine Tradition nicht hat und sie haben möchte, der ist wie ein unglücklich Verliebter." - "Philosophie dürfte man eigentlich nur dichten"  - an Dichtern schätzte Wittgenstein über alle Maßen - wie viele andere auch - Goethe; die Präferenzen für Mörike, Keller, Grillparzer, Lenau beinhalten dagegen eine Gradation hin zum eigentümlich Privaten.

Shakespeare mochte er - im Gegensatz zur Kulturgemeinschaft - überhaupt nicht.

 

I Gesamtstrukturierung der PU - eine etwas ungleichgewichtiges Inhaltsver­zeichnis mit Blick auf die Seminarorganisation (BH = Baker/ Hacker):

§§ 1-5 Einleitung: Augustinus als Protobeispiel (keine Exegese!) einer Auffassung vom Wesen der Sprache (nach Wittgenstein verengtes Gegenmodell) und Skizzierung des Problemraums <BH 1-7> - Frontstellung gegen Universalismus - Mentalismus - semantischen Realismus (s. § 1)

§§ 6- 38 Sprachspiel und ostensive Definition

            6f Sprachspielbestimmung

            8-17 Erweiterung des Protosprachspiels (§2) um verschiedene Wortarten (Instrumente), die realistische Semantik fraglich werden lassen

            17-27a Mannigfaltigkeit der Sätze

            27b-38 Das besondere Sprachspiel der ostensiven Definition

§§ 39-64 Zurückweisen des Einfachheitspostulats und ‚eigentlicher Gegenstände’ als Namenbedeu­tung zugunsten einer Gebrauchstheorie der Bedeutung

            39-45 Sinn und Träger der Bedeutung --> Gebrauch in der Sprache

            46-59 Urelemente und Zusammensetzung - Muster und Regel

            60-64 Problem der Analyse

<Savigny (I: 1-64; Soziale Sprachspiele statt autonomer Zuwendung <<viell. als Gesamtkennzeichnung am besten; BH faßt zusammen:27b-64>

§§ 65-137 Sprachverwendung funktioniert nicht nach intern verfügbaren (idealen) Regeln und festen Definitionsgrenzen (Savigny 65-133).

- darin ein erratischer Block: §§89-133: Philosophie <BH; dort Einteilung: 65-88; 89-133; 134-142>

§§ 138-242 Das Regelproblem (Kripkes Gesamteinteilung: 1-137 Augustinus; 138-242; 243ff: Privatsprache und Philosophy of Mind) <BH:185-242> - Projektionsproblem und Normalitätsaxiom, am Beispiel von Verstehen und Lesen entwickeln terminieren im Regelparadoxon.

§§ 243- 315 Privatsprachendiskussion - vielleicht das berühmteste und umstrittenste Argument Wittgensteins mit einer Fülle einprägsamer Beispiele (s. unten).

§§ 316- 362 Denken - die Grundprobleme des Verstehens werden wie­der aufgegriffen, z.T. expressis verbis in einer Korrelation von Denken und Verstehen, z.T. in der Diskussion ähnlicher Struktur­probleme wie z.B. "der blitzartige Gedanke" (cf. § 320f). Daneben wird die Parallelität von Denken und Sprechen in deren enger Analo­gie und deren Differenz betrachtet; Denken wird, speziell in der Ver­wandtschaft zum Vorstellen (Variante des ‚an-etwas-denken’), dem Meinen kontrastiert (cf.§693))

§§ 363 - 397 Vorstellung <§§363-427 Savigny>

§§ 412 - 427 Bewußtsein

§§ 428 - 587 Inhalt und Ausdruck seelischer Sachverhalte

§§ 588 - 693 Wollen und Meinen

 

II Einige Grundtermini:

Sprachspiel: Definition bzw. Explikation des Begriffs §§ 6 u. 7; Zu unterscheiden sind drei Aspekte: a) primitives Sprachspiel als Mu­ster (cf.§§2,8 etc): i) Spracherwerbssituation (wichtig für Katego­rienausbildung (phylo- u. ontogenetisch)) ii) primitives Modell (Kategorien-und Regelreduktion zu didaktischen Zwecken;

b) Mannigfaltigkeit der Sprachformen (z.B. Sprechakte wie Befehlen; Fragen; Fluchen etc) wie sie Wittgenstein in § 23 beispielhaft aufli­stet;

c) das Gesamt der (einer) Sprache .

Auch für das Privatsprachenargument zentral.

Familienähnlichkeit: (§66f) - entscheidend ist, daß es für einen sol­chen Begriff (der eine Familie von Fällen umfaßt, z.B. `Spiel`) keine kennzeichnenden - d.h. auf alle unter den Begriff fallenden Elemente zutreffenden - Eigenschaften (Merkmale) geben muß. Der Begriff bleibt offen für echte Erweiterungen. Es gibt keine hinreichenden und notwendigen Bedingungen für die Anwendung des Begriffs. Dieses Konzept wurde von verschiedensten Philosophen auf eine Vielzahl von Begriffen (ne­ben den Farbbegriffen und Spiel bzw. Zahl, auch auf Kunst, Denken, Verstehen) angewandt. Es ermöglicht etwa eine klare Bestimmung der Typenbegriffe als Mittelding zwischen klassifikato­rischen und komparativen Begriffen und gibt der intuitiven Rede vom sprachlichen Feld einen klareren Sinn. Auch von einiger Bedeu­tung für die Zurückweisung eines Exaktheitsideals (s. § 71). Wurde gelegentlich als Lösung des Universalienproblems (MA) in Anspruch genommen.

Regel (Regelfolgen) : sozialer; praktischer und paradigmatischer Aspekt. Der Schlüsselbegriff "Spiel" (--> Sprachspiel; --> Familienähnlichkeit) impliziert die Anwendung von Spiel-Regeln, auch wenn die Offenheit der Regeln analog zur Offenheit der Famili­enähnlichkeit bei Begriffen grundsätzlich beachtet werden muß. ‚Spiel’ als Gegenbegriff zu ‚System’ gibt einen Hinweis auf den Status der Regeln. Das Regelparadoxon (s.u. §§198ff) wird von manchen In­terpreten als der Schlüssel zu einem Hyperskeptizismus mit skepti­scher Lösung gesehen (cf. Kripke). Auch die Exegeten, die eine solche Deutung zurückweisen, schreiben jedoch dem Regelbegriff und den damit verknüpften Folgerungen für Wittgensteins ‚Gleichung’ von Gebrauch und Bedeu­tung, wie für die Konzeption von Lernen; Verstehen etc. die zentrale Rolle zu.  

Lebensform: der eigentliche Boden für die Etablierung von Sinn; die L. bewirkt sowohl konkret die Bedeutungsbestimmung einzelner Terme (Festlegung von Invarianten über Gebrauchsregeln), als auch die Strukturvorgabe hinsichtlich analytischer (grammatikalischer) oder Erfahrungssätze. Dies bedeutet eine Abhängigkeit der Welt­sicht von der Sprache sowohl der Form wie dem Inhalt nach. (§§ 19; 241). Der Gesamtzusammenhang einer gemeinsamen Lebensweise (sozi­aler Aspekt der Gemeinschaft; Tradition; praktische Gepflogenheiten) bestimmt eine solche Lebensform.

 

V Liste wichtiger §§ (Zentralstellen der Argumentation oder bezeich­nende Wendungen, bzw. klassische Beispiele). Meine Zweifel am Nutzen einer solchen Liste habe ich zurückgestellt, Sinn hat sie im Grunde nur als Erinnerung und Rückvergewisserung und als solche wurde sie von mir erstellt. Andererseits steht es Ihnen ja frei erst nach Pfingsten, nach dem Semester oder wann auch immer, darauf zurückzugreifen. Also, subjektiv, doch nicht unbegründet:

Nach den rahmensituierenden §§ 1 und 2.

§ 7 Sprachspiel; § 11 Instrumentalismus (cf. a. §§360; 421; 569);

§ 18 Die Sprache und das Bild der alten (gewachsenen) Stadt

§ 23 Mannigfaltigkeit der Sprachspiele gemäß Einbettung in Lebensform;

§ 30 Ostensive Definition

§ 43 Bedeutung als Gebrauch; §§ 46f Urelemente und das Problem der Einfachheit

§ 50 Muster - der paradigmatische Aspekt der Regel;

§66f Familienähnlichkeit; (cf. zur Illustration auch § 164);

§ 83 make up th rules as we go along;

§ 85 Regel als Wegweiser (cf. a. §§185 u.198; §§ 454 u.457)

§88 gegen Exaktheitsideal (cf.a.§71);

§ 98 gegen das Ideal der Idealsprache (Differenz und Analogie zu T);

§ 109 Beschreibung statt Erklärung - Philosophie als Kampf ge­gen die Verhexung unsres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache (cf.§124)

§ 143 Verstehen von Regel und System in Ab­hängigkeit von den (normalen) Umständen (cf. § 141f)

§ 146 An­wendung als Kriterium des Verstehens (cf.a. §180 Wortausdruck als Signal u.§201);

§§ 198-202 Zentralstelle der PU: §198 Deu­tung bestimmt keine Regel und damit keine Bedeutung (Ge­brauchsregeln!) "Jede Deutung hängt, mitsamt dem Gedeuteten in der Luft;"(cf. § 380) - § 199 Regel folgen: Gepflogenheiten - Holismus.

§ 201 Regelparado­xon und Andeutung der (schwebenden) Lösung: Anwen­dung statt Deutung 

§ 202 ‚Regel folgen’ = Praxis; § 206 ‚Regel’ analog ‚Befehl’;

§ 208 Regel­mäßigkeit als Schlüsselbegriff (bedenke: Regularität heißt nicht - weder bei Wittgenstein noch sonst - durch Regeln vorgegeben);

§ 213 Intuition eine unnötige Ausrede (als Bedeutungsfundierung!; cf. aber § 659)

§ 217 Das sprachhandelnde  Ich (cf. den Zshg. mit §§289 (244), 564, 485, 377) als Grenze und in gewissem Sinn (schwebender) Grund - Spatenbeispiel;

§ 224 Überein­stimmung = Regel (soziale Gemeinsamkeit; praktische Wiederho­lung; Gebrauchsmaß (-muster); nicht ideale Adäquation);

§ 241 Rolle der Übereinstim­mung für Sprache und Wahrheit (Form der Konventionstheorie): geteilte Lebensform, nicht geteilte Mei­nungen!!;

§ 243 Beginn der Privatsprachendiskussion;

§ 246 Der Ausdruck: "nur ich kann wissen, ob ich wirklich Schmerzen habe" ist Unsinn (cf. dazu §§248; 252, und die Verwechslung von Erfahrungssatz und grammatika­lischem Satz);

<< Einschub: cf. §279, insbe­sonders aber: IIxi:564f (stw 501) "Ich weiß, was ich will,..... (usf. durch alle psychologischen Verben) ist entweder Philosophenunsinn, oder aber nicht ein Urteil a priori". Wunderbar das Widerlegungsbild von den ‚Zähnen der Rose im Maul der Kuh’ als Zurückweisung analytischer Gewißheiten der Art: „Eine Rose hat keine Zähne“. Folgerung: "Ich kann wissen, was der An­dere denkt, nicht was ich denke.">>; 

Einige der klassischen Beispiele für das Privatsprachenproblem:

§ 258 Tagebuchbeispiel zur Problematik der inneren, hinweisenden De­finition (cf. zum allgem. Hinter­grund § 30); die fatale Folge­ des ‚Immer-Recht-Habens’ - gefangen in den `Gewißheiten des Ich`.

§ 265 Tabel­len-bzw. Tageszeitungsbeispiel;

§ 268 Schenkung von einer Hand in die andere

§ 293 Schachtel-Käferbeispiel - für die Konstruk­tion der Bedeutung des Ausdrucks der Empfindung spielt die Empfindung als bezeichneter Gegenstand überhaupt keine Rolle;

§ 294 Haben von Geld oder Schulden als `gleiche` Gegenstände - natürlich eine ironische Zurückweisung

§ 308 Das Problem des Behaviorismus und der seelischen Zustände und geistigen Vorgänge - Wittgenstein leugnet weder Geist noch Seele (cf. auch die vorausgehenden §§ 304ff zusammen mit §580 u. § 659);

§ 309 Die Philoso­phie, die Fliege (der Solipsist) und das Fliegenglas (gegen die Hypostasierung der Sprachformen zum Gefängnis des Selbst);

§ 350f `5 Uhr auf der Sonne` heißt das gleiche wie `5 Uhr hier` (z.B. in Mainz) - vermutlich gäbe es dann auch eine Sommerzeit auf der Sonne?; (cf. dazu auch § 215f);

§ 371ff We­sen und Grammatik - die ontologisierende Kraft der Sprache; cf. dazu: "Gott kannst du nicht mit einem Andern reden hören, son­dern nur, wenn du der Angeredete bist." - Das ist eine gramma­tische Bemerkung." (Zettel § 717);

§ 410 Gegen die Auffassung von `Ich`, `hier`, `dieses` als superreferentielle Ausdrücke für Person, Ort, Gegenstand; § 432 das `Leben` (die Bedeutung) der Zeichen im Gebrauch;

§ 445 "In der Sprache berühren sich Erwartung und Erfüllung";

§ 504 Selbstverstehen (-vergewisserung) angekoppelt an die Zeichen (cf. § 384) - bedenke Nietzsche zu Bewußtsein als Ver(all)gemeinerung);

§ 531 die Einmaligkeit des sprachlichen Ausdrucks (cf. Dichtung) und die Austauschbarkeit (Informa­tion); § 546 wesentliche und unwesentliche Regeln

§ 568 `Bedeutung eine Physiognomie` - von manchen Interpreten als Konkurrenzmodell zu einer Art Gebrauchstheorie verstanden, stellt es eher eine Ergänzung und Folgerung dar (cf. IIxi:556ff (stw 501));

§ 580 "Ein `innerer` Vorgang bedarf äußerer Kriterien" - nicht für seine Existenz, doch für seine Bestimmtheit oder besser: als bestimmter;

§ 609 Atmosphäre dekonstruiert;

§ 619 Inwiefern das Wollen als Wol­len nie scheitern kann;

§ 664 Oberflächen- und Tiefengrammatik;

§ 693 Schlußparagraph: Von vermeintlichen Aktivitäten der Butter und des Geistes. 

Zum Schluß sei Wittgensteins die PU leitende Absicht nachdrücklich betont. Diese gibt nicht nur einen guten Sonntagsspruch für Philosophiese­minare ab, sondern bietet zudem darüber hinaus noch die Rechtferti­gung für Kripkes Versuch Wittgenstein weiter zu denken, was-auch-immer Wittgensteinphilologen mäkeln mö­gen: "Ich möchte nicht mit meiner Schrift Andern das Denken ersparen. Sondern, wenn es möglich wäre, jemand zu eigenen Gedanken anregen." (PU Vorw.)