Josef Rauscher

"Philosophische Anthropologie: vom Ebenbild Gottes zur medialen Selbstrepräsentation“

Kommentierte Literaturliste zur Vorlesung

Anmerkung: Auf eine bibliographische Gesamtorientierung zur Anthropologie verzichte ich nicht nur im umfassenden (sie wäre ohnehin nicht zu leisten), sondern auch im restringierten Sinn. Einige Einführungswerke und Textsammlungen werden ausführlicher kommentiert, um eine Orientierung zu erleichtern. Die Bibliographie verzeichnet daneben einige Grundwerke sowie für den Gang der Vorlesung relevante Werke, die ihrem Selbstverständnis nach nicht unter Anthropologie firmieren, aber für anthropologische Fragen entscheidende Perspektiven anzeigen. Die Literaturliste zeichnet die Trennung von impliziter und expliziter philosophischer Anthropologie lediglich aus praktischen und didaktischen Gründen nach.

 

I Einführungen, Lehrwerke, Überblicke zur Philosophischen Anthropologie und alle sonstigen Arbeiten mit Metaaspekt:

1) Monographien und Sammelwerke

Arlt, Gerhard (2001) Philosophische Anthropologie. Stuttgart: Metzler (Sammlung Metzler)

<Arlt organisiert seine Darstellung der philosophischen Anthropologie rund um das klassische Dreigestirn Scheler, Plessner, Gehlen, wobei er Wilhelm Dilthey als einen „Geburtshelfer“ behandelt und einen Ausblick auf die Neuorganisation des anthropologischen Felds nach 1945 offeriert. Die Arbeit ist stark an Plessner orientiert. Im Prinzip brauchbar, wenn auch seine naive Grenzziehung der Disziplin im Standardmodell und ein schlecht ausgeprägtes Problembewußtsein diese neueste Einführung nicht zur allerersten Wahl machen. Die Bibliographie liefert insgesamt, trotz mancher Lücken, eine gute, weiterführende Orientierung.>

 

Coreth, Emerich (76;486) Was ist der Mensch? Grundzüge einer philosophischen Anthropologie. Innsbruck.

<Philosophische Anthropologie behauptet Coreth, der - wie viele andere (z.B. Diemer) - in interessanter Volte von der klassischen Frage nach dem Menschen zur anthropologischen Kennzeichnung des Menschen als dem Fragenden übergeht (11), „ist ... notwendig metaphysische Anthropologie“(20). Damit steht er in direkter Gegenstellung zu Marquard, wobei er seinen im Ansatz richtigen Gedanken m.E. in einer Engführung überakzentuiert und der Plausibilität beraubt.>

 

Gadamer, H.-G./ Vogler, P. (Hg) (72-75) Neue Anthropologie. 7 Bde. München: dtv.

Bd.1,2 Biologische Anthropologie (72); Bd. 3 Sozialanthropologie (72); Bd.4 Kulturanthropologie (73); Bd.5 Psychologische Anthropologie; Bd. 6,7 Philosophische Anthropologie (75).

Band 6: Philosophische Anthropologie. I. Teil.

<Ein recht heterogener Band, der Schriften mit psychologischer und solche mit religiöser Betrachtungsweise versammelt. Am ‚philosophischsten‘ ist noch: W. Keller „Philosophische Anthropologie – Psychologie – Transzendenz“, der Einleitungsaufsatz (S.3-43); daneben gibt es Interessantes zu Freud, aber auch zu Gottebenbildlichkeit.>>

 Band 7: Philosophische Anthropologie. II. Teil.

<Der Band, der Sprachlichkeit, Leiblichkeit, Handlungs- und Wertaspekte thematisiert, entspricht eher der traditionellen Fragestellung. Die Beiträger: Plessner; Bartley III; Watzlawick; Panikkar; Weisgerber; Lohmann; Morris; Lorenzen; Apel; Kambartel; von Uslar; Löwith und Kuhn>   

 

Gebauer, Gunter et al. (89) Historische Anthropologie. Zum Problem der Humanwissenschaften heute oder Versuche einer Neubegründung. Reinbek: Rowohlt (re 486)

<Versammelt bewußt heterogene Aufsätze unter dem Gesichtspunkt eines „Bruchs mit der Orthodoxie“ (10); ein recht disparater und nahezu apercuhafter Reader, der gleichwohl im Blick auf Sprache einige bedenkenswerte Überlegungen zusammenbringt. Zum Beispiel: Kamper, D. „Tod des Körpers – Leben der Sprache“ (etwas schwer zu lesen)>

---.--  (98) (Hg) Anthropologie. Leipzig: Reclam (1637) 

<Unter einem subjektiven Gesichtspunkt, den Gebauer zum Positivum wendet, „ergreift dieser Band Partei“ (7) – verschiedene Aufsätze, die auf universale Standpunkte verzichten und die Historizität hervortreten lassen. Er nennt Elias, Vernant, Bourdieu, die er auch in den Reader aufnimmt, neben Horkheimer/ Adorno, Mauss und Foucault (letzterer mit Auszug im Reader). Wittgenstein präsentiert er mit Über Gewißheit, was im Grunde für den Reader überhaupt nicht paßt, auch wenn man nachvollziehen kann, inwiefern dies für die Diskussion um Descartes und Gehlen relevant ist. Insgesamt ist der Reader ein uneinheitliches, kaum durchdachtes Konglomerat, das mit dem allgemeinen Titel ‚Anthropologie’ unter falscher Flagge segelt (weitere Autoren: Montaigne; Pascal; Merleau-Ponty; Simmel; Plessner; Kamper; Böhme; Wulf; Gehlen und als Schlußstein Geertz).

Angesichts dessen, daß ein Überblick über Anthropologie geboten werden soll, ist die Tatsache, daß Gebauer den problematischen ‚Gründervater’ Scheler nicht einmal erwähnt, eine Albernheit.> 

 

Haeffner, Gerd (82;289) Philosophische Anthropologie. Stuttgart et al.: Kohlhammer (= Grundkurs Philosophie Bd. 1); 3. neu bearb. Aufl. 2000.

<Das Buch wird systematisch aus der Entfaltung der thematischen Frage nach dem Wesen des Menschen in ontologischer Perspektive aufgebaut, die historischen Fassungen des Problems werden bewußt ausgeklammert (13). Ein Schwerpunkt liegt auf der Grunddimension 'Sprache'. Haeffner distanziert sich dabei von der ‚selbsternannten‘ Grunddisziplin ‚Philosophische Anthropologie‘, die sich in den 20er Jahren unseres Jhs. konstituiert. Der Einstieg mit  einer Abgrenzung zur Wissenschaft ist gut gelungen, in der Gesamtentwicklung der Anthropologie selbst scheint er mir zu heideggernah. In den Schlußausführungen hinsichtlich des Verhältnisses zur Theologie formuliert er die interessante These, daß philosophische Anthropologie „so oder so, in einem verborgenen Bezug zur Christologie steht“ (169), womit er zwar alte Überlegungen einer theologischen Anthropologie (seit der Patristik) aufgreift, doch vielleicht den Rahmen philosophischer Anthropologie überstrapaziert. Dennoch die vielleicht beste Einführung; mit weiterführenden bibliographischen Angaben.>

 

Honnefelder, L. (Hg) (94) Die Einheit des Menschen: zur Grundfrage der philosophischen Anthropologie. Paderborn: Schöningh

<Heterogener Sammelband, der von unterschiedlichsten Ansatzpunkten aus die Frage nach der Einheit des Menschen als Problem in den Blick nimmt. Runggaldier bietet darin eine sehr knappe und dennoch problemorientierte Betrachtung des Leib-Seele-Problems vor dem Focus der Philosophy of Mind. Für Anfänger wohl dennoch zu schwierig.> 

 

Landmann, Michael et al. (62) De homine. Der Mensch im Spiegel seines Gedankens. Freiburg- München.

---.-- (55; 582) Philosophische Anthropologie. Menschliche Selbstdeutung in Geschichte und Gegenwart. Berlin/ N.Y. (Sammlung Göschen).

<Handelt in einem I. Kap. vom „Sinn der phil. A.“, worin er, ganz konventionell, die Wissenschaften vom Menschen der phil. A. kontrastiert und darauf verweist, daß die Wissenschaften einen Begriff vom Menschen immer schon voraussetzen (6). Ein guter Hinweis auch seine Frage danach, ob man den Menschen von der unteren Grenze her bestimmen soll oder von der - wie problematisch auch immer - ausstehenden Idealgestalt. Ansonsten erwähnenswert: guter historischer Überblick>

 

Lorenz, Kuno (90;292) Einführung in die philosophische Anthropolo­gie. Darmstadt: WBG.

<Namen – und Sachregister. Hervorzuheben ist das Bemühen, die Grundgedanken einer philosophischen Anthropologie in einer einheitlichen Perspektive zu entwickeln. Im Prinzip ein Alternativentwurf zu Haeffner, welchen Lorenz befremdlicherweise nicht als Autor zur Kenntnis nimmt. Das eigentümliche – wenn auch keineswegs originäre – Konzept dieses Ansatzes liegt darin, daß L. versucht, die Bestimmung des Gegenstands der Anthropologie in der Frage 'Was ist der Mensch?' reflexiv zu unterlaufen und philosophische Anthropologie als eine besondere „reflexive Disziplin“ zu betreiben. Er orientiert sich in der Betrachtung der logischen Genese anthropologischer Aussagen nicht an dem 'Gegenstand'  Mensch, sondern macht die ‚Reflexion auf den Gegenstand‘ zum Angelpunkt einer Selbstbesinnung. Das bietet bei der Anthropologie interessante Möglichkeiten, die in der Einleitung mehr angedeutet werden, als daß sie der Hauptteil einlösen kann. Generell finden sich etliche nicht befriedigend aufgelöste Widersprüchlichkeiten. Offensichtlich vertritt Lorenz eine progressive Position, die er gegen eine konservative– Kritik an Gehlen und „typisch deutscher“ Gegenstellung von Zivilisation und Kultur - stellt.

Dennoch als Darstellung recht brauchbar, trotz fragwürdiger Zitationsweise und seltsamen Lücken mit guter Bibliographie.>

 

Matzker, Rainer (98) Anthropologie: Theorie - Geschichte - Gegenwart. München: Fink (UTB 2006)

 

Seidl, Horst (2001) Vom Dasein zum Wesen des Menschen: Erörterungen zur philosophischen Anthropologie zwischen Tradition und Gegenwart. Hildesheim: Olms

 

Schuessler, Werner (Hg) (2000) Philosophische Anthropologie. Freiburg: Alber (Alber-Texte Philosophie 11)

 

Weiland, René (Hg) (95) Philosophische Anthropologie der Moderne. Weinheim: Beltz. (E)

<Ein etwas disparater, doch guter Überblicksreader mit Focus auf der Moderne>

 

Wils, Jean-Pierre (Hg) (97) Anthropologie und Ethik: biologische, sozialwissenschaftliche und philosophische Überlegungen. Tübingen: Francke (Ethik in den Wissenschaften 9)

 

2) Unterrichtswerke – Textauszüge, einführende Kommentare und Hilfsmittel etc.

 

Generell ist es für eine Orientierung häufig sinnvoll, Arbeitsmaterialien und Textreader zu konsultieren, doch sollten sie nicht die denkerische Auseinandersetzung ersetzen und zum kaleidoskopischen Potpourri führen. Ich nenne einige Elementarbände ohne Kommentar.

Heller, Bruno (292) Einführung Anthropologie. (bsv Grundkurs Philosophie Bd.1) München, mit (394) Kommentarband. <Sehr stark schulorientiert; für die Universität nur eingeschränkt verwendbar>

Knoedler-Pasch, Margarete (95) Ethik und Anthropologie. Stuttgart: Klett (95 S.)

Müller, Armin (Hg) (692) Anthropologie als philosophische Reflexion über den Menschen. Kommentiert von Manfred Derpmann. Münster: Aschendorff (Aschendorffs philosophische Textreihe Kurs 6)  <Sammelband mit klassischen Texten in chronologischer Ordnung; Literaturverzeichnis, einerseits zu knapp, andererseits veraltet.>

Oelmüller, W./ Dölle-Oelmüller, R./ Geyer, C.-F. (393) Philosophische Arbeitsbücher 7. Diskurs: Mensch. Paderborn et al.: Schöningh (UTB 1379)

<Bietet eine hilfreiche Text-Auswahl und eine orientierende, kommentierte Bibliographie>

Oelmüller, W./ Dölle-Oelmüller, R. (96) Grundkurs: Philosophische Anthropologie. München: Fink (UTB 1906) <Im Prinzip eine Wieder­verwertung des vorigen Titels; insgesamt, was Klarheit, Struktur, Argumentationsentwicklung und Belege betrifft, zu oberflächlich. Ein guter Ansatz wird fast verschenkt>.

 

Philosophische Anthropologie. Arbeitstexte für den Unterricht. Für die Sekundarstufe II hg. v. H. Dierkes. Reclam: Stuttgart, 1989. (RUB  15012) <Ein guter Reader, wenn auch in der Darbietungsform - zu kurze Textausschnitte - problematisch.>

 

Wulf, Christoph (Hg) (97) Vom Menschen. Handbuch Historische Anthropologie. Weinheim: Beltz  <Kein Schulwerk, sondern ein Handbuch für die Historische Anthropologie, die sich in Gegensatz und Ergänzung zu ‚Philosophischer Anthropologie’ sieht; 1160 S.>

 

 

3) Unselbständige Veröffentlichungen, Lexikonartikel etc.

 

a)     Lexikonartikel - ich habe diesen Abschnitt meiner kommentierten Bibliographie im wesentlichen getilgt, wobei ich gleichzeitig sehr anempfehlen möchte, vergleichend in den Fach-Lexika, Übersichtswerken, Allgemeinenzyklopädien (auch älteren Auflagen) die Stichworte und Artikel zu ‚Mensch’ und ‚Anthropologie’ heranzuziehen. Einige Autoren habe ich gleichwohl vermerkt.

 

Fahrenbach, Helmut (73) <Art.> „Mensch“ In: Handbuch philosophischer Grundbegriffe, München: Kösel: 888-912. <<An Personen hebt der Autor Gehlen und Plessner hervor und sieht Scheler eher als Endpunkt der metaphysischen Wesensanthropologie, denn als Begründer der neuen philosophischen Anthropologie (896)>>

 

Gehlen, A. (71) <Art.> „Philosophische Anthropologie“ in: Meyers Enzyklopädisches Lexikon. Bd. 2: 312-317. <allein schon wegen der Selbstexplikation!>

 

Habermas, J. (58) <Art.> „Anthropologie“ In: Diemer,A./ Frenzel, I. (Hg) (58) Fischer Lexikon Philosophie. Ffm., S.18-35 <In der überarbeiteten Auflage dann der Art. von Diemer>. 

<Phil. Anthropologie sieht Habermas reaktiv in Bezug auf die Forschungsergebnisse der biologischen und ethnologischen Anthropologie als Disziplin dieses Jhs.>

 

Horkheimer, Max (35; <68>) „Bemerkungen zur philosophischen Anthropologie“ In: ders. Kritische Theorie. Eine Dokumentation. Hg. v. A. Schmidt, Bd.I. Ffm.: Fischer, S.200-227.

 

Marquard, Odo (71) <Art.> „Anthropologie“ In: Historisches Wörterbuch der Philosophie Bd.1: 362-374. <Standardreferenz>  

 

Plessner, H. (57) <Art.> „Anthropologie. Philosophisch“ In: RGG 357: 410-414.

 

Salmon, Merrilee H. ( 98) <Art.> „Anthropology, Philosophy of“ In: Routledge Encyclopedia of Philosophy, Ed. E.Craig.: 297 – 299. <    

<Der zweite Teil des Art. widmet sich in bemerkenswert gutem Problembewußtsein ethischen Problemen unter Bezug auf Boas dem Problem ‚cultural relativism‘. Genannt habe ich den Artikel, um die begriffliche Differenz von kontinentaler und amerikanischer „Anthropologie“ zu illustrieren>

 

b) Aufsätze, Essays und kleinere Schriften

 

Kamper, Dietmar (89) „Tod des Körpers - Leben der Sprache. Über die Intervention des Imaginären im Zivilisationsprozeß“ In: Gebauer et al. (Hg) (89) Historische Anthropologie. Reinbek; S. 49-81.

 

Marquard, O. (65;73) „Zur Geschichte des philosophischen Begriffs ‚Anthropologie‘ seit dem Ende des 18. Jahrhunderts“ In: ders. Schwierigkeiten mit der Geschichtsphilosophie. Aufsätze. Ffm.: Suhrkamp, S.122-144.

< Vielzitierter Aufsatz, in dem Marquard die doppelte Loslösung der phil. Anthropologie von Metaphysik und Geschichtsphilosophie fordert>  

 

Probst, Peter ( 81) „Zum Problem der Philosophischen Anthropologie“ In: Zeitschrift für phil. Forschung Bd. 35: 230-246

<Unterscheidet zunächst ‚primäre‘ und ‚sekundäre‘ Anthropologien (230f) und schließt, daß wegen der sekundären „Philosophie synonym geworden <sei> mit Anthropologie“ (231) – dies ist gut hergeleitet aber methodologisch etwas fragwürdig.

In einer Epochenunterscheidung läßt er die erste Ep. im christlichen Heilsglauben enden – die zweite Epoche läßt er mit dem Anfang des 19. Jh. beginnen und mit dem Fortschritt der exakten Naturwissenschaften als Stabilisierung enden (238). Die dritte beginnt dann in unserem Jahrhundert <wir könnten ihr Ende in der Soziobiologie vermuten>>.

 

Schöpf, Alfred (79) „Die Verkürzungen der Frage nach dem Menschen. Zur Anthropologiekritik der Gegenwart“ In: Salzburger Jahrbuch für Philosophie XXIII/ XXIV: 183-201.

<Kontrastiert einleitend positive (Scheler, Plessner, Gehlen, Bollnow, Hengstenberg) und negative (Horkheimer, Adorno, Sonnemann) Anthropologie, die den Gegensatz von biologischer Permanenz und gesellschaftlich-geschichtlicher Variabilität widerspiegelt.>

 

II Philosophische Anthropologie dieses Jahrhunderts in originären oder systematisch zusammenfassenden Konzeptionen (ohne Anspruch auf erschöpfende Behandlung);

 

Bollnow, Otto Friedrich (41;788) Das Wesen der Stimmungen. Ffm.: Klostermann

<In diesem Werk reißt Bollnow lediglich in starker Anlehnung an Heidegger einige Momente einer existenzphilosophischen Anthropologie an. Bei ihm gewinnt die Frage ‚Was ist der Mensch?’ erst dann ihre anthropologische Valenz, wenn man beginnt, das Wesen des Menschen „nicht von der Vernunft her zu begreifen“. >

 

Buber, Martin (54;584) Das dialogische Prinzip. Heidelberg (Lizenzausg. Darmstadt:WBG). enthält:            Ich und Du (1923), das als günstige Einzelausgabe bei Reclam (RUB 9342), Stuttgart, 1995, vorliegt.

---.-- (51;478) Urdistanz und Beziehung. Heidelberg. (gehört zu den anthropol. Schriften, die das dialogische Prinzip begleiten und ergänzen; davor: Das Problem des Menschen (47).

<Existenzphilosophisch, mit originärem, im Dialogischen verankerten Ansatz.>

 

Camus, Albert (42; dt.59) Der Mythos von Sisyphos. Hamburg.

---.-- (51; dt.53) Der Mensch in der Revolte. (L’homme révolté). Hamburg.

<Eine sehr spezielle Anthropologie mit einer Sinngebung, die den Sinn grundsätzlich aufhebt. Die berühmt gewordenen anti-cartesische Formel: ‚Ich revoltiere, also sind wir“.>

 

Cassirer, Ernst (1874 – 1945) -

---.-- (44; dt.96) Versuch über den Menschen. Einführung in eine Philosophie der Kultur. Übers. Von R. Kaiser. Hamburg: Meiner (PhB 488) <Lizenzausg. Fischer 1990>

<Cassirer entfaltet in diesem Werk, das die Philosophie der symbolischen Formen fortschreibt, die Kulturphilosophie als zentrale, systematische Disziplin. Die zugrundeliegende anthropologische These behandelt Cassirer in einem umfänglichen ersten Teil: „Was ist der Mensch?“. Der zweite Teil heißt dann ‚Mensch und Kultur‘.>

 

Gehlen, Arnold (40; 1386) Der Mensch. Seine Natur und seine Stel­lung in der Welt. Wiesbaden: Aula.

<Das Hauptwerk Gehlens und maßgebende Entwurf seiner Anthropologie; es gibt seit 1993 eine textkritische Edition im Rahmen der Gehlen-Gesamtausgabe. Dies ist vor allem im Blick auf die Nachkriegsänderungen Gehlens interessant, da man so den Text der 1. Aufl. mit dem der 1950 (4.Aufl.) stark veränderten Fassung vergleichen kann.>

---.-- (56; 586)) Urmensch und Spätkultur. Wiesbaden: Aula.

<Für die Institutionenlehre, einen Aspekt der zur Kulturphilosophie fortentwickelten A. entscheidend.>

---.— (86) Anthropologische und sozialpsychologische Untersuchungen. Reinbek: Rowohlt.

<Faßt die Bände: „Anthropologische Forschung“ (1961) und „Die Seele im technischen Zeitalter“ (1957) zusammen; S. 12f eine arg verkürzte Geschichte der philosophischen Anthropologie als deren eigentlichen Gründervater er in systematischer Hinsicht Descartes sieht, da hier die Emanzipation von der Theologie vollzogen ist. Cf. Marquard>

 

Heidegger, Martin (27;1686) Sein und Zeit. Tübingen.

<Eines der bedeutendsten philosophischen Werke des Jhs. und in vielem eine Art implizite Fundamentalanthropologie in der Fundamentalontologie, auch wenn sich Heidegger vehement gegen eine Reduktion auf die 'Mode' Anthropologie verwahrte.>

---.-- (<29/39>; 83) Grundbegriffe der Metaphysik. (=GA 29/30): 397-532 (=6.Kap. "Thematische Exposition des Weltproblems auf dem Wege der Erörterung der These 'der Mensch ist weltbildend'")

---.-- (42; 278) „Brief über den Humanismus“ In: ders. Wegmarken, Ffm.: 311-360.

<Die Diskussion, ob Levinas, Derrida oder --> Sloterdijk, speist sich immer noch aus dem Heideggerverdikt über den Begriff ‚Humanismus’>

 

Hengstenberg, Hans-Eduard (57) Philosophische Anthropologie. Stuttgart: Kohlhammer.

<Indizes (Namen- Sach-); keine Bibliographie. Systematisch entwickelt H. von Kap. I „Zur Phänomenologie des Menschen“ ausgehend und aufbauend die metaphysisch orientierte Arbeit bis hin zu IV „Metaphysik der menschlichen Ganzheit“. Aus heutiger Sicht sehr kühn und nicht unproblematisch.> 

 

Landmann, Michael et al. (62) De homine. Der Mensch im Spiegel seines Gedankens. Freiburg- München.

---.-- (55;582) Philosophische Anthropologie. Menschliche Selbstdeutung in Geschichte und Gegenwart. Berlin/ N.Y. (Sammlung Göschen)

---.-- (84) Fundamental-Anthropologie. Bonn. <kann als Synthese der impliziten mit der expliziten Anthropologie betrachtet werden>

 

Mead, George H. (34; dt.1198) Geist, Identität und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus. Ffm. (stw 28) 

 

Müller, Max (74) Philosophische Anthropologie. Hg. von W. Vossenkuhl, mit einem Beitrag „Zur gegenwärtigen Anthropologie“. Freiburg-München: Alber

 

Plessner, Helmuth (28;265) Die Stufen des Organischen und der Mensch. Einleitung in die philosophische Anthropologie. Berlin (a. in Gesammelte Schriften Bd. 4, Ffm., 1981)

---.-- (41) Lachen und Weinen. Eine Untersuchung der Grenzen men­schlichen Verhaltens. (in: Gesammelte Schriften Bd. 7, Ffm., 1982)  

---.-- (83) Conditio Humana. Gesammelte Schriften Bd. 8, Ffm..

<Sammelband verschiedener anthropologischer Schriften>

---. – (82) Mit anderen Augen. Aspekte einer philosophischen Anthropologie. Stuttgart: Reclam (RUB 7886)  - <bietet eine recht gute Einführung zu Plessners Gesamtwerk in einer von ihm selbst besorgten Zusammenstellung, die sowohl biographische Informationen enthält, wie Ausschnitte aus den Stufen und anderen Schriften – gut als Grundtext verwendbar>

 

Rothacker, Erich (48) Probleme der Kulturanthropologie. Bonn

---. – (63;582) Philosophische Anthropologie. Bonn: Bouvier

<Basiert auf einem Kolleg über ‚Philosophische Anthropologie‘ aus dem Jahre 1954; von Perpeet und Schmandt aufgezeichnet. Rothacker selbst versteht die Arbeit nicht lediglich als Einführung, sondern als Präsentation der „Grundthesen meiner eigenen ‚Lehre vom Menschen‘ (VIII)>

 

Scheler, Max (28;875) Die Stellung des Menschen im Kosmos. Bern.

<Zwar ist dies kaum die eigentliche Begründung der Anthropologie als spezifischer philosophischer Disziplin in unserem Jh., aber vielleicht die dezidierteste Focussierung darauf. Dennoch verfehlt Scheler paradoxerweise entscheidende Fragestellungen der Moderne in ihrem Problemhorizont, was jedoch zunächst einmal noch nichts gegen die Grundlinien seiner Antworten besagt. Ein Grundwerk.>

 

Spengler, Oswald (31; 32) Der Mensch und die Technik. Beitrag zu einer Philosophie des Lebens. München: Beck

<Eher kulturphilosophisch ausgerichtet, doch in einzelnen Abschnitten (cf.„Die Entstehung des Menschen: Hand und Werkzeug“ und „Die zweite Stufe: Sprechen und Unternehmen“, direkt anthropologisch entwickelt >

 

Stürmann. Josef (257) Systematische Anthropologie. Strukturgesetze der menschlichen Seinsverwirklichung. München: Hueber

<Entfaltet in einem Descartes und (indirekt) der neuen Ontologie Nicolai Hartmanns verpflichteten ontologischen Durchgang systematisch eine Anthropologie, die versucht Seinsstruktur und Grundakt der Person erschöpfend zu entwickeln. Leider fehlen Indices und Literaturverzeichnis, doch trotz der etwas altväterlich korrekt-komplizierten Ausdrucksweise interessant zu lesen. Heidegger und Jung sind wegen ihrer unwissenschaftlichen, bildverliebten Sprache die Gegner.> 

 

III Die sogenannte ‚implizite‘ Anthropologie

Bei den klassischen Konzeptionen impliziter Anthropologie nenne ich lediglich die Namen und indiziere gelegentlich abgekürzt Werke auf die ich mich beziehe.

 

Platon (Alkibiades; Phaidros und Gorgias); Aristoteles (Über die Seele; ;Politik; Nikomachische Ethik); Augustinus (De trinitate; De magistro); Thomas von Aquin (Summa Theologica); Giovanni Pico della Mirandola (De hominis dignitate); Michel de Montaigne; René Descartes (von vielen als Initialmoment für philosophische Anthropologie gesehen (Gehlen); Julien O. La Mettrie (L’Homme-machine); Johann G. Herder; (Gehlen und Habermas sehen ihn als Vorläufer; Sprachursprungsschrift); Immanuel Kant - Karl Marx - Ludwig Feuerbach - Charles Darwin - Friedrich Nietzsche.

Davon werde ich einige thematisch behandeln, andere nur erwähnen - natürlich gibt es auch nach der expliziten Anthropologie in neuerer zeit jenseits des Etiketts Überlegungen und vielleicht sogar Lösungsansätze (Wittgenstein?)

 

IV: Sonstige Bezugswerke für anthropologische Fragen:

 

Die biologische Zukunft des Menschen. Ffm., 1971 (org. 1970 Sonderheft der UNESCO-Zeitschrift Impact of Science on Society).

 

Dawkins, Richard (76; dt.296) Das egoistische Gen. Überarb. u. erw. Neuausgabe. Reinbek: Rowohlt (org. The Selfish Gene) 

<Das erste Kap. trägt die Überschrift: „Warum gibt es Menschen?“ und Dawkins teilt die Zeit der Anthropologie in vor und nach Darwin ein: Zustimmend zitiert er den Zoologen G. G. Simpson, der bezüglich der klassischen Frage: „Was ist der Mensch“ feststellt: „Ich möchte behaupten, daß alle Versuche, diese Frage vor dem Jahre 1859 zu beantworten, wertlos sind und daß es für uns besser ist, sie völlig zu ignorieren“ (23). Diese selbstgewählte Ignoranz scheint nicht unproblematisch. Doch die Freiheitsfrage wird in systematischer Hinsicht ein echtes Problem. Der vielleicht charakteristischste Satz für das Konzept: „Wir sind als Genmaschinen gebaut und werden als Memmaschinen erzogen, aber wir haben die Macht, uns unseren Schöpfern (den Replikatoren; m. Anm.) entgegenzustellen“ (322).>

 

Habermas, Jürgen (2001) Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik? Frankft.a.M.: Suhrkamp.

<Im Grunde ist dies mehr eine Arbeit zur Ethik und Sozialphilosophie. Doch nimmt Habermas von den bioethischen Problemen aus, Fragen einer ‚Gattungsethik’ in den Blick.>

 

Heschl, Adolf (98) Das intelligente Genom. Über die Entstehung des menschlichen Geistes durch Mutation und Selektion. Berlin et al.: Springer

<Argumentiert gegen jegliche Sonderstellung des Menschen(12); die Gene „bekommen das letzte Wort ... Und das noch weit über jenen begrenzten Bereich hinaus, den frühere Provokateure der Conditio humana von Jaques Monod (1973) und Hans Eysenck (75) bis hin zu Edward Wilson (1975) und Richard Dawkins (1978), den egoistischen Genen zugemutet haben“ (15)>

 

Höffe, Otfried (Hg) (92) Der Mensch ein politisches Tier? - Essays zur politischen Anthropologie. Stuttgart: Reclam (RUB 8825)

 

Moravec, Hans (88; dt. 90) Mind Children. Der Wettlauf zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz. Hamburg: Hoffmann & Campe.  

<Eine der interessantesten und problematischsten Überbietungen des Menschen>

 

Sloterdijk, Peter (99) Regeln für den Menschenpark. Ein Antwortschreiben zu Heideggers Brief über den Humanismus. Ffm.: Suhrkamp.

<Natürlich ist dies keine Anthropologie, sondern ein problematischer - und vieldiskutierter - Denkanstoß>

 

Virilio, Paul (93; dt.94) Die Eroberung des Körpers. Vom Übermenschen zum überreizten Menschen. München: Hanser

<Einiges Bedenkenswerte zu Maschinen und Menschen. Leider pflegt Virilio selbst einen etwas überreizten Schreibstil>

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