Objet trouvé - eine Feier des
'Dingen des Dinges'?
Vortrag gehalten am 9.10.1989
in Szeged (Ungarn) auf dem Symposion "Andenken" aus Anlaß des 100. Geburtstags
von Martin Heidegger, veranstaltet von der Attila-József-Universität Szeged,
8. - 12. Okt. 1989.
Mit der Phrase vom 'Dingen des Dinges' greife
ich auf eine der absonderlichsten Stellen in Heideggers Spätwerk zurück. Sie
findet sich in dem Vortrag "Das Ding" und im Kontext klingt sie noch wesentlich
manieristischer als die Figura etymologica der für sich stehenden Nominalphrase,
fast mehr auf Sprachmagie und poetische Kraft vertrauend als auf begriffliches
Denken. Der Heideggerianer mag hier bereits versucht sein, prophylaktisch darauf
zu verweisen, daß eben die Überbietung der propositionalen Rede und des damit
verbundenen begrifflichen Denkens gerade die Intention des Heideggerschen
Bemühens ausmacht. Mir dessen wohl bewußt, werde ich allerdings auf das mich
beschränken, was an begrifflichem Gehalt und Folgerungen bei konsistenter
Interpretation und Aufrechterhaltung des Satzes vom Widerspruch aus den
Reflexionen Heideggers über Kunst und Sprache gewonnen werden kann. Der ästhetische
Mehrwert sozusagen jener angesprochenen Formulierung, die ich nun doch in ihrem
Kontext klingen lasse: "aus dem Spiegel-Spiel des Gerings des Ringen ereignet
sich das Dingen des Dinges", geht verloren und vielleicht damit auch das 'denkendere' des
Heideggerschen Denkens. Mein Beitrag ist dann möglicherweise gar nicht Heidegger
gemäß, er ist sicher nicht andächtig und im emphatischen Sinn auch nicht
andenkend. Doch behandle ich Heidegger andererseits als einen Denker, der etwas
zu sagen hat und für dessen Position Argumente sprechen, die auch auf der Ebene
des beargwöhnten rationalen Denkens Gewicht haben. In diesem Sinn rechtfertigt
sich die Reduktion und Restriktion
Heideggerschen Denkens gerade im Verständnis der Heideggerschen Betonung jenes
Aspekts von Andenken, der weiter Fragen,
Weiterfragen ins Spiel bringt. Mit einer solchen
Bescheidung auf eine systematische Frage und den Argumentationsgehalt geht
freilich auch nahezu zwangsläufig ein gewisses Maß an Überhebung einher,
gegenüber einem Autor, der zum Teil bewußt sich aus dem Argument zurückzog.
Meine Skizze des Heideggerschen Herangehens an das Problem des Sprachursprungs
ist sicher alles andere als eine dienende Interpretation Heideggers, doch
gleichwohl nicht ohne Referenz gegenüber dem Denker.
Ziel meiner Darlegung ist keine Deutung
Heideggerscher Intentionen und Intuitionen; mein Bemühen beschränkt sich darauf,
zu verdeutlichen, inwiefern Heidegger in seiner Auseinandersetzung mit Kunst und
in seinem Ringen mit der Dichtung Hölderlins ein systematisches Problem, ich
nenne es das Projektionsproblem, berührt, das ein Grundproblem jeder
Auseinandersetzung mit Sprache darstellt, und inwiefern das objet trouvé einen
Kristallisations- und Endpunkt einer konsequent weitergedachten Kunst- und
Sprachtheorie darstellt. Der Entwicklungsgang des Heideggerschen Denkens von
Sein und Zeit über
Der Ursprung des Kunstwerks und die
Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung - die selbst einen weiten Weg
durchmessen - bis zu den aufs engste verbundenen Reflexionen zu "Wort" und
"Ding" scheint mir dafür
zeigend.
Angesichts des sprachphilosophischen Horizonts
mag die Titelung meines Vortrags jedoch über den allgemeinen Hinweis auf den
Heideggerschen Denkweg hinaus einer gewissen Rechtfertigung aus der
Begrifflichkeit selbst bedürfen, da von Sprache darin ja gar nicht die Rede ist.
Bei dieser rechtfertigenden Überlegung stelle ich mich durchaus in die Kraft
Heideggerschen Argumentierens. Der Begriff des `Dichtens`, wie ihn Heidegger im
Kunstwerkaufsatz verwendet, erhellt den Raum der Argumentation, auch wenn dort
von `objet trouvé` nicht gesprochen wird.
Das von Heidegger im Aufsatz
Der Ursprung des Kunstwerks (35)
gewählte Beispiel der Bauernschuhe von van Gogh, eines Gemäldes, zeigt, daß
unter `Dichten` nicht allein das sprachliche Gestalten zu verstehen ist, daß
nicht nur das Sprachkunstwerk, wie wir es beispielsweise aus den Gedichten
Hölderlins kennen, gemeint ist, sondern daß Kunst qua Kunst Heidegger als
Dichtung gilt. Heidegger selbst betont dies, indem er ebendort festhält: "Die
Kunst ist als das Ins-Werk-Setzen der Wahrheit Dichtung". Diesem
Sprachgebrauch, der Kunst als Dichtung versteht, schließe ich mich im
Folgenden an, ohne der konkreten Motivation Heideggers in allen Einzelheiten zu
folgen. In diesem Rahmen kann ich darauf jedoch nicht näher eingehen. Der
Grund, warum ich Heidegger in der terminologischen Eigenheit folge, liegt darin,
daß so der Sprachcharakter von Kunst, das Zeichenhafte, unterstrichen wird. Die
Auffassung von der Kunst als Zeichen entspricht dabei ebenfalls Heideggerschem
Sprachgebrauch: "Die Kunst ist als das zeigende Erscheinenlassen des
Unsichtbaren die höchste Art des Zeichens."
Ist somit alle Kunst als eine Art Dichtung zu
verstehen, so gilt es, eine andere Ausweitung des Begriffs 'Dichten' ebenfalls
im Auge zu behalten, um dorthin zu gelangen, wie Heidegger den Begriff verwendet
und verstanden wissen will. Geht der Blick zum einen vom
sprachlichen Kunstwerk, der Dichtung
im engeren Sinn, zur Kunst überhaupt, so nimmt Heidegger auch die andere
Bestimmungsgröße des Sprachkunstwerks in den Blick und bestimmt von der Poesie
her, dieser 'ursprünglichsten Dichtung', die "Sprache selbst" als "Dichtung im
wesentlichen Sinne". Heidegger entgrenzt bzw. öffnet den Begriff `Dichtung` so zum
einen auf Kunst im Allgemeinen hin,
zum anderen im Blick auf das vertraute Grundphänomen der
Sprache überhaupt.
Wir wollen uns zwischen diesen beiden Polen des
Begriffs 'Dichtung': Kunst und Sprache, bewegen, wobei Kunst selbst wesentlich
durch ihren Sprachcharakter bestimmt ist und wollen, ausgehend von einem
Problemfall der Kunst, dem objet trouvé, einen Bogen schlagen zu jenem
Fundamentalproblem der Sprache, das als Problem der Projektion die Fragen nach
Sinnkonstitution, Spracherwerb, ontologischem Raum und Abhängigkeit der
Erkenntnis von der Sprache bestimmt. Einige Aspekte dieser Fundamentalfrage
durchziehen Heideggers gesamte Überlegungen zu Sprache und Kunst. Dabei ist die
Frage selbst keineswegs typisch Heideggerianisch, sondern taucht als Problem in
der einen oder anderen Weise bei Logikern wie Quine oder Carnap auf, prägt die
sprachphilosophische Fragestellung bei so unterschiedlichen Denkern wie
Wittgenstein, Herder oder Humboldt und beeinflußt auf einer anderen Ebene
religionsphilosophische und ethische Fragen. Das Problem der
Projektion stellt sich in der Form der Frage nach den Wirklichkeitsstrukturen,
die den Bedeutungsraum der Sprache prägen. Zum einen kann die Sprache selbst als
Projektion vorgängiger Strukturen verstanden werden. Insbesonders beim Versuch
den Ursprung der Sprache zu denken, ist diese Projektionsrichtung von Interesse.
Zum anderen projiziert die Sprache ihrerseits Wirklichkeit gemäß den
Sprachstrukturen und legt einen ontologischen Raum aus und fest.
Während nun die geläufige Sprache des Gebrauchs
einen Gleichgewichtszustand mit relativer Stabilität darstellt, kommt in der
Kunst die Dynamik des ursprünglichen Konstitutionsmoments voll zum Tragen und
zur Entfaltung. Wenn wir bedenken, welche Bedeutung Heidegger der Sprache als
Erschließungsmittel beimißt: auf der Metaebene der Theorie in seinen manchmal
überanstrengt erscheinenden Wortspielen und auf der Objektebene in seiner
Betonung des Fundierungcharakters der Sprache - das Schlagwort von der "Sprache
als Haus des Seins" mag dafür als Anzeige genügen -, dann läßt sich mit einiger
Berechtigung feststellen, daß ein wesentliches Moment des Heideggerschen Denkens
im Fragen nach diesem systematischen Problem angegangen und bedacht werden kann.
Bevor wir im Folgenden das Problem genauer
akzentuieren und den spezifisch Heideggerschen Ansatz - dieser offeriert keine
technische Lösung, sondern beleuchtet den Blickwinkel, unter welchem das Problem
im Lichte des Seinsdenkens gesehen
werden muß - etwas entfalten, gilt es das Phänomen des objet trouvés zu
erläutern und vielleicht auch ein Wort zu verlieren über die Berechtigung einer
Bezugnahme auf ein solches dem Heideggerschen Kunstverständnis wohl eher fern
liegendes Kunstwerk.
Das objet trouvé stellt einen Extremfall der
Kunst dar, der, durchaus umstritten, erst in der Moderne den Status eines
Kunstwerks erlangte und dabei vielleicht sogar zum Signum dieser Moderne
geworden ist. Zahlreiche Ästhetiker schließen auch heute noch das objet trouvé
ganz aus der Kunst aus, sei es, daß sie, von der Voraussetzung der
Kunstfertigkeit ausgehend, monieren, daß die Bearbeitung des Objekts fehlt, sei
es, daß sie, um den Zeichencharakter der Kunst besorgt, die Möglichkeit
künstlerischer Intention in Frage stellen. Die Geschichte der
objet trouvés, die in weiten Teilen eine Geschichte der Skandale ist -
berühmtestes Beispiel ist Duchamps 'Fountain', ein Urinoir, mag zu dieser
Einschätzung beigetragen haben. Mir geht es nicht um die Auszeichnung eines
bestimmten Werks und erst recht nicht um die nachträgliche Legitimierung
kunsthistorischer Entwicklungen, nachdem objet trouvés schon seit geraumer Zeit
Eingang in die Museen gefunden haben und auch nicht mehr den
Letzte-Neuigkeiten-Platz fortgeschriebener Kunstgeschichten einnehmen. Bedacht
soll vielmehr werden, inwiefern am objet trouvé qua Kunstwerk am entschiedensten
und deutlichsten der kategoriale Gegensatz aufbricht von bloß vorhandenem
Gegenstand und welterstellendem Werk. Am entschiedensten und frappantesten
deshalb, weil keinerlei Eigenschaften - etwa Abbildungseigenschaften - am
Gegenstand selbst dafür bürgen, daß er als Kunstwerk ausgezeichnet ist.
Schließlich liegt das Objekt als identischer Gegenstand
vor der Hebung in die Kunst vor und möglicherweise gibt es das
'gefundene Objekt' in mannigfaltiger gegenständlicher Identität im Warenhaus. Darüber hinaus fehlt
die kunstfertige Bearbeitung durch den Künstler zur Gänze, so daß das Besondere
der Kunst keinesfalls auf das Können als technische Geschicklichkeit bezogen
werden kann. Das objet trouvé führt in die extreme Zuspitzung, daß zum einen die
Selbstmächtigkeit des Künstlers ins Unendliche gesteigert erscheint: er nimmt
einen vorfindbaren Gegenstand und deklariert ihn zum Kunstwerk, so daß allein
der Wille, die Intention des Künstlers, für diesen Wechsel des ontologischen
Status ausschlaggebend zu sein scheint. Andererseits tritt
der Künstler völlig hinter das Werk zurück, da er als `technites` weder in
mimetischer noch in vervollkommnender Funktion tätig wird.
Die Kennzeichnung, die Heidegger für den
Künstler der großen Kunst bietet, behält in paradoxer Umkehrung für den Künstler
des objet trouvés ihre Gültigkeit bei, ja sie trifft in bestimmterem Sinn und
unmittelbarer zu. Beim objet trouvé bleibt der Künstler in radikaler Weise
"gegenüber dem Werk etwas gleichgültiges" und wenn Heidegger fortfährt: "fast
wie ein im Schaffen sich selbst vernichtender Durchgang für den Hervorgang des
Werks", dann findet der
Gedanke vom Dichter als 'Durchgang für den Hervorgang des Werks' seine reinste
Entsprechung in der Grundkonstellation des objet trouvés: etwas wird gefunden,
aufgehoben, ausgestellt und so weitergegeben an die Gemeinschaft, die
Bewahrenden, in Heideggers Diktion aus der Zeit des Kunstwerkaufsatzes.
Für das objet trouvé gilt auch in besonderer
Weise der Wagnischarakter der Kunst. Und für es trifft im strengsten Sinn zu,
was Heidegger vom 'wagenderen Wagen' sagt, nämlich, daß es 'nichts anfertigt'
und daß "es empfängt und gibt Empfangenes." Die Wagenderen aber
sind, nach Heidegger, die Dichter.
Inwiefern das Wagnis der Etablierung eines
objet trouvés als Kunstwerk dem systematischen Gehalt von Heideggers
Kunstwerkaufsatz nahekommt, vermag ein Argumentationsfehler Heideggers zu
verdeutlichen. Heidegger fragt im Kunstwerkaufsatz nach dem Zeughaften des Zeugs
und schlägt vor, als ein beliebiges Beispiel ein paar Bauernschuhe unter diesem
Gesichtspunkt zu betrachten. Die Beliebigkeit wird von Heidegger noch
unterstrichen, indem er darlegt, daß eine bildliche Darstellung
genügt. So wählt er das bekannte
Gemälde van Goghs und liefert eine Interpretation, in der er aus der
Kontemplation des Bildes die bäuerliche Welt entfaltet. Unmittelbar danach
stellt Heidegger fest, daß "nur dadurch,
daß wir uns vor das Gemälde van Goghs brachten" <meine Hervorhebung.> dieses Erschließen des Zeugsein des Zeuges möglich war. Das
Gemälde "hat gesprochen". Wollte man mit lockerer Zunge anmerken: 'Frage die
Schuhe selbst, vielleicht sprechen sie auch', dann steckt mehr dahinter als ein
ironischer Verweis auf Heideggers Argumentationsfehler. Der Argumentationsgang
selbst enthält den trivialen Fehler eines Wechsels von einer hinreichenden zur
notwendigen Bedingung. Heidegger führt das Gemälde als Beispiel ein, das für den
angestrebten Zweck "genügt", und behandelt es dann als notwendiges
Erschließungsmoment. Doch nicht nur der Weg zu dem Ergebnis ist fragwürdig, das
Ergebnis selbst ist falsch, soweit es besagt, daß nur ein
Gemälde der Schuhe das Aufstellen
einer Welt zu leisten vermag und nicht die Schuhe selbst. Der Aufweis dafür
fällt leicht, da Heidegger sich bei seiner beispielhaften Kunstbetrachtung
allein auf Eigenschaften des abgebildeten Gegenstands und dessen Bezüge zum
Menschen und zur Welt beschränkt. Ich will an dieser Stelle nicht auf
Implikationen bezüglich einer Heideggerschen Theorie der Kunst, sofern man eine
solche zu konstruieren wünscht, eingehen. Ich habe dies an anderer Stelle mit
Blick auf das Verhältnis von Wesenskunst und Rezeptionsästhetik skizziert. In
diesem Zusammenhang geht es mir nur darum, festzuhalten, daß die
Erschließungsrolle des Gemäldes, das Aufstellen der Welt, zumindest soweit
Heideggers Argumente reichen, genauso gut von den Schuhen selbst geleistet
werden könnte. Der Möglichkeit nach sind die Schuhe Werk, oder vorsichtiger
formuliert: der Möglichkeit nach leisten die vorfindbaren Schuhe das, was
Heidegger dem Kunstwerk, dem Bild der Schuhe, zuschreibt.
Damit hätten wir - oder ich, falls Sie bereits
auf Distanz gegangen sind - das objet trouvé im Heideggerschen
Argumentationsraum etabliert. Nun könnte man meinen: in einer Lücke
untergebracht, gegen Heidegger, wie mein Vorgehen des Ausnützens einer
Schwachstelle der Argumentation eventuell nahelegen könnte. Ich glaube, so
verhält es sich nicht, zumindest nicht ganz. Keineswegs wird ja gegen die
Heideggersche Grundaussage argumentiert, daß das Zeugsein des Zeugs eben nicht
in der Betrachtung des Zeugs, der Schuhe in ihrem Gebrauch etwa, gefunden werden
kann. Im Gegenteil. Diese Einsicht scheint mir zutreffend. Die Möglichkeit der
Schuhe als Kunstwerk verweist qua Möglichkeit gerade auf die Differenz zum
beschreibbaren Materialobjekt wie zum dienlichen Gebrauchsobjekt, da die Hebung zur Kunst auch
ausbleiben kann und die Differenz, so fundamental sie auch ist, auf der
Beschreibungsebene gar nicht auftritt. Nur qua Kunst erschließen die Schuhe
Welt. Doch besteht andererseits ein enger Zusammenhang zwischen
Ding und
Werk, der vielleicht am ehesten dadurch zu kennzeichnen ist, daß das
Werk das Ding als Ding emphatisch ausdrückt, es topikalisiert, dessen Weltbezug
betont.
Schon früh deutet Heidegger selbst die Brücke
an vom Kunstwerk zum Ding, wenn er eben im Kunstwerkaufsatz eher tastend
anmerkt: "Indes gleicht das Kunstwerk durch sein selbstgenügsames Anwesen eher
wieder dem eigenwüchsigen und zu nichts gedrängten bloßen Ding". Auch das objet
trouvé rechnet nicht unter die bloßen Dinge, wie Heidegger in diesem
Zusammenhang für das Werk festhält, sondern
gleicht ihnen - auf der Beschreibungsebene nun jedoch tatsächlich
ununterscheidbar.
Das objet trouvé zeigt allerdings eine
Verschiebung an im Raum der Kunst. Es drängt den Herstellungsaspekt und dessen
Kennzeichen: von Menschenhand hervorgebracht und verfertigt, entschieden
zugunsten des Dingaspekts zurück. Diese Verschiebung entspricht Heideggerschen
Entwicklungslinien durchaus. Nicht ganz zu Unrecht vermerkt Faden, daß die
späten Vorträge "Das Ding"(50) und "Bauen Wohnen Denken" (51) "in mancher
Hinsicht die Ausführung von Gedanken, die sich im Kunstwerk-Aufsatz im Stadium
des Entwurfs befanden", wiedergeben. Vielleicht überbetont
Faden die Parallelität zwischen der Rolle, die dem Ding in den genannten
Arbeiten Heideggers zugeschrieben wird und der, die dem Werk im Kunstwerkaufsatz
zugedacht wird. Die enge Verknüpfung von `Ding` mit Sprache verweist allerdings
in jedem Fall auf das Dichten, und die Überlegungen H.s in "Wozu Dichter" (46)
verdeutlichen dies am idealtypischen Fall des Wortkunstwerks. Dabei denke ich
zunächst nicht so sehr an das Wort als das Bedingungsmoment des Dings - dieser
Aspekt wird uns allerdings noch beschäftigen - sondern daran, inwiefern das
Dingen des Dings als das -in Heideggers Worten - "versammelnd-ereignende
Verweilen des Gevierts" Bestimmungen der Sprache aufgreift, wie sie in Kennzeichnungen
der Sprache durch das Sagen als "gesammelt-sammelndes beisammen-vorliegen-Lassen" anklingen. Wenn "Wort
und Ding" nach Heidegger "in einer verhüllten, kaum bedachten und unausdenkbaren
Weise zueinander gehören", so gilt dies in
gesteigertem Maße für die Beziehung zwischen Ding und dem 'eigentlichen Zeichen'
Kunstwerk, das im Fall des objet trouvés zugleich Ding und Wort ist.
Das Kunstwerk projiziert in zwei Richtungen.
Erstens: wie das Wort bedingt es Dingen des Dinges, verweilt so das Geviert oder
stellt - gemäß der früheren Terminologie Heideggers - Welt auf. In der
systematischen Perspektive einer Strukturbeschreibung können wir dies als die
Abhängigkeit der Ontologie von der Sprache, in diesem Fall von der Sprache der
Kunst, bezeichnen. Zweitens: als Ding, ein 'gesammelt-sammelndes
beisammen-Vorliegendes', bringt es wie die Dichtung Sein zur Sprache,
ursprünglich zum Sprechen. Der systematische Gesichtspunkt wäre hierbei: eine
Projektion vorsprachlicher Seinsstrukturen in die Sprache. Kehren wir somit zu
unserem Ausgangspunkt, zur Sprache und dem Projektionsproblem zurück.
Wie sich an der obigen Charakterisierung
ablesen läßt, eignet dem Projektionsproblem eine Doppelstruktur. Wir wollen uns
dies modellhaft verdeutlichen. Nehmen wir an, wir verfügen über eine Menge von
Gegenständen. Diesen Gegenständen geben wir Namen. Dieses Benennen soll als
Projektion der vorgängigen Ontologie in die Sprache verstanden werden. Begriffe
wie `rot` kennzeichnen wir als einfache Gegenstandsmenge, solche wie `Liebe` als
Menge der geordneten Paare, für die gilt, daß sie in ebendieser Relation stehen
usw. Die Gesamtheit der bestehenden Relationen und der sonstigen wahren
Propositionen kennzeichnet unsere Welt. Diese einfache Projektion einer
vorgegebenen, geordneten Welt in die Sprache stößt nun auf eine Vielzahl von
Problemen, selbst wenn man zunächst die Vorgabe einer unproblematischen
Ontologie der Gegenstände akzeptiert. An dem eingängigen Fregeschen Beispiel der
Differenz hinsichtlich des Mitteilungswerts der Sätze "Die Venus ist die Venus"
und "Der Morgenstern ist der Abendstern" wurde die Problematik der schlichten
Projektion von Gegenständen in die Sprache sinnfällig. Der Ausweg, die 'Art des
Gegebenseins in der Welt' zu berücksichtigen, führt zu den Intensionen und
'möglichen Welten', hochkomplex strukturierten Mengen und Mengen von Mengen, die
für eine Vielzahl sprachlicher Phänomene die Projektion von Sinn ermöglichen. Letztlich bleibt
jedoch auch diese Konstruktion unzureichend und ruft zudem neue Unsicherheiten
hervor, da man, wie Quine herausgestellt hat, schlußendlich gar nicht weiß,
worüber man redet, wenn man das Konzept der möglichen Welten rigoros ausweitet.
Darüber hinaus zeigte sich, daß das einfache Fortschreiten von elementaren
Grundelementen zu immer komplexeren Gebilden -ein weiteres Projektionsmoment
eines solchen logischen Aufbaus der Welt - nicht nach dem Baukastenprinzip
funktioniert, und daß aus der gegebenen Bedeutung der Einzelteile und der
Definition von Operationen keineswegs die Bedeutung eines Gesamtzusammenhangs
errechenbar wird. Das Gegenteil schien eher zuzutreffen, und Wittgenstein
formulierte mit seiner rigorosen Wendung zum Holismus: "Einen Satz verstehen,
heißt eine Sprache verstehen" und mit der
Konzeption einer Einbettung der Sprache in eine Lebensform die Kehrtwendung auf
der systematischen Ebene der Beschreibung.
Damit war auch die Umkehrung der traditionellen
Projektionsrichtung: von den Gegenständen und der Welt auf die Sprache hin, zur
neuen: von der Sprache zur Welt hin, angezeigt und dem Verständnis der
Abhängigkeit jeder Ontologie von der Sprache der Weg bereitet. Andere Probleme,
mit fiktionalen Personen wie Odysseus oder Aussagen über verstorbene Personen,
legten ebenfalls die Lösung nahe, von der Sprache auszugehen und den
ontologischen Raum von daher zu bestimmen.
Quines Formulierung
"To be is to be the value of a bound variable" bringt diese Auffassung am
pointiertesten zum Ausdruck. Doch ist selbstredend weder der Holismus
noch die projektive Wirkung der Sprache eine Erfindung Wittgensteins oder Quines.
Dieser Aspekt des Projektionsproblems wird bewußt und wurde in der Geschichte
der Besinnung auf Sprache explizit bedacht in dem Blick auf die Abhängigkeit der
Weltsicht von der Sprache. W. v. Humboldt brachte dies in Anlehnung an Herder am
deutlichsten zum Ausdruck und Heidegger nimmt verschiedentlich auf diesen von
Humboldt betonten generativen Aspekt Bezug[.
Dieser Position brachte Heidegger deutlich
Sympathie entgegen, wenngleich ihm Humboldt Sprache noch zu sehr als Produkt des
Menschen sah, während Heidegger den Menschen als der Sprache unterworfen
verstand. Doch kritisiert Heidegger darin Humboldt zu Unrecht. Dieser
konstatiert ja für die alltägliche Sprache, deren ein Volk sich im Gebrauch
bedient, das 'Gerede' - in Heideggers Terminologie aus
Sein und Zeit -, die Abhängigkeit der
Weltsicht von der Sprache, nicht aber für jene Sprache, die nach Heidegger "als
Geläut der Stille" spricht.
Die Projektion von der Sprache auf Welt, der
Beitrag der Sprache zur Konstitution von Welt, wurde dabei implizit immer
rückgebunden an Phänomene, die sich der Beschreibungsebene entziehen und die der
Konstruktionsmächtigkeit des Sprechersubjekts Grenzen auferlegen. Wenn Herder
die "Sprache der Natur" ins Spiel
bringt, Wittgenstein auf die Lebensform
verweist oder Quine prelinguistic
qualities annimmt, erwächst dies im Grunde dem gleichen Problemhintergrund.
Quines Ausführungen in "Ontological Relativity" und
Word and Object bieten die
einleuchtendsten Beispiele für die Schwierigkeiten, denen eine rein vom Subjekt
ausgelegte sprachliche Projektion auf die Welt sich gegenübersieht. Quine
demonstriert an der idealtypischen Situation eines Forschers in einem
unbekannten Land, daß dieser von den sprachlichen Gegebenheiten her eine
Vielzahl miteinander kompatibler Welten und ontologischer Ordnungen entwerfen
kann, die bereits hinsichtlich der Dinge in ihrer Gegenständlichkeit
unentscheidbare Alternativen bieten. Sein Beispiel, daß ein Wort X - bei Quine 'gavagai'
- sowohl 'unabgetrenntes Hasenteil' wie 'zeitliches Hasenstadium' oder 'Hase'
bedeuten kann, mag dies verdeutlichen. Dabei folgt aus dem Modell unmittelbar,
daß in der ontogenetischen Ursprungssituation der Sprache, beim ersten Erlernen
der Muttersprache, die Situation analog ist und somit auch das Erlernen der
Sprache im linguistischen Horizont zur schieren Unmöglichkeit würde. Wir könnten
buchstäblich nicht entscheiden, welche Welt wir erstehen lassen sollen.
Grundsätzlich lassen sich noch viel seltsamere Entitäten als unser
'unabgetrenntes Hasenteil' ins Wort fassen, versammeln im buchstäblichen Sinn,
wenn wir uns rein dem konstruktiven Spiel überlassen: der Flaschenhals der im
Strom treibenden Flasche zusammen mit den Wogen als eine Entität und der Bauch
der Flasche zusammen mit der Person, die sie geleert hat, als eine andere
Entität etwa und was auch immer sonst. Offensichtlich haftet solchen
Projektionen ein Makel an; sie sind, wären wir geneigt zu sagen, nicht
vernünftig. Doch begründbar wäre dies keineswegs über unser rationales Vermögen.
Logisch betrachtet unterscheiden sie sich in keiner Weise von einer vertrauten
Gliederung einer Welt, die Krüge und Brücken und Schuhe und Tempel kennt. Die
Vorgabe ausgezeichneter Weisen des 'zur Sprache bringens' stellt somit ein
Postulat des Denkens dar - ein Postulat, dem wir in der Kunst ebenso begegnen
wie im Bereich der Ethik. Dabei tritt uns die Beliebigkeit auf der
Beschreibungsebene - in der linguistischen Untersuchung der Sprache als
prinzipielle Arbitrarität des Zeichens sinnfällig - in der Kunst als Fehlen
'objektiver', d.h. demonstrierbarer Kriterien in gleicher Weise entgegen wie in
der scheinbar absoluten Relativität ethischer Maximen. Für alle genannten
Bereiche gilt das am Beispiel der Sprache Skizzierte. Weder von einer
vorgegebenen Gegenständlichkeit - oder Gesetzen und Regeln - her noch von den
Ausdrucksformen eines sprachmächtigen, konstruktionsfähigen Subjekts her läßt
sich Sinnhaftigkeit und Bedeutungsraum (Welt) problemlos gewinnen.
Wenn wir uns nun wieder Heidegger zuwenden,
dann ist leicht zu sehen, daß er nicht in Gefahr steht, die Dimension der
Vorgabe für das sprachmächtige Subjekt Mensch zu übersehen. Die systematische
Grundhaltung wird von Heidegger bereits in
Sein und Zeit bezüglich der Auslegung von 'etwas als etwas' formuliert: "Die
Auslegung kann die dem auszulegenden Seienden zugehörige Begrifflichkeit aus
diesem selbst schöpfen oder aber in Begriffe zwängen, denen sich das Seiende in
seiner Seinsart widersetzt." Und er hält fest: "Sie <die Auslegung; meine
Anmerkung> wirft nicht gleichsam über das nackte Vorhandene eine >>Bedeutung<<". Sicher ist in
Sein und Zeit die Rolle des Seienden
von der Seinsart des Daseins in anderer Weise ausgezeichnet als in der späten
Sprachphilosophie, doch tritt das systematische Problem vielleicht gerade
deshalb klar hervor. Der Mensch vermag eine Auslegung - in dieser liegt die
projektive Kraft -, die auf das Seiende hinhört und so die
zugehörigen Begriffe findet, er kann
aber auch diese gemäße Auslegung in übersteigerter Selbstmächtigkeit verfehlen.
Statt im Wort zum Ding gelangt er zum Unding wie in obigem Beispiel.
Gleichzeitig finden wir angesprochen, daß nicht ein bloßes Vorhandenes mit
Bedeutung versehen wird, sondern daß hier immer schon ein Bezug auf Bedeutendes
gedacht ist. An anderer Stelle spricht Heidegger davon, daß 'den Bedeutungen
Worte zuwachsen', nicht etwa "Wörterdinge mit Bedeutungen versehen werden".
Nicht zufällig verweist er dabei auf das "Bedeutungsganze", das "zu Wort kommt". Zweierlei klingt hier
an, das in den späteren Erläuterungen zum Dichten ausgebaut und entwickelt wird.
Zum einen wird indirekt ein Verhältnisganzes angesprochen, das Heidegger später
über "jenes Ganze von Erde und Himmel, Gott und Mensch" näher zu bestimmen
sucht , zum anderen wird darauf verwiesen, daß Bedeutungen den Worten
vorausliegen. Dies steht keineswegs im Widerspruch zu der Konzeption, die das
Ding erst im Wort als Ding sein läßt. Im Gegenteil. Das
Wort selbst ist der Sprachlichkeit des Seins verpflichtet und bringt nur als
solcherart vernehmendes das Ding als Ding ,fast möchte man spielerisch sagen,
zur Welt. Wenn Heidegger dann versucht, das Schöpfen der Begrifflichkeit `aus
dem Seienden selbst` nahezubringen, gelangt er zu solch auslegungsbedürftigen
aber auch eingängigen Formulierungen wie "Die Sprache spricht".
Auf unserer systematischen Betrachtungsebene
stellt dies nichts anderes dar als die rigide Einforderung jenes Postulats des
Denkens, daß die Sprache, die wir als Sprachteilhaber benutzen, außerhalb der
subjektiven Wortmächtigkeit verwurzelt sein muß. Heidegger schmückt dieses
Postulat aus und versucht im Umkreisen des Unsagbaren, die Struktur doch noch
weiter zu erhellen. Heidegger spricht, das sollte man nicht übersehen, vom
Projektionsproblem, wenn er festhält: "Das Sagen und Reden der Sterblichen
ereignet sich von früh an als legein, als Legen." Das Zusammenbringen in den Begriff ist so zu denken und die
Eröffnung des Raums für all das, was damit zusammenhängt. In der holistischen
Sicht Heideggers, darin Wittgenstein gleich, ist das die Welt. Es benennt dies
zugleich den Gewinn des Dings qua Ding. Das Postulat der Rückbindung der
menschlichen Sprache spricht Heidegger im gleichen Zusammenhang so an: " ...als
sammelndes vor-liegen-Lassen empfängt das Sagen seine Wesensart aus der
Unverborgenheit des beisammen-vor-Liegenden." Das verweist auf ein
legein als Logos der vorausliegt und
dem das "eigentliche Hören" entspricht, selbst ein
legein, das "vorliegen läßt, was schon
beisammen-vorliegt". Da Heidegger die der
menschlichen Sprache vorausliegende und sie bedingende Struktur ebenfalls
'Sprache' nennt, kann er formulieren: "Die Sprache spricht". Es ist dies keine
verlautende Sprache, sondern eben jenes "Geläut der Stille" das erst ins "Lauten
des Wortes" gebracht wird. Es gilt also systematisch immer zu unterscheiden
zwischen Sprache1, jener Sprache, die "spricht", und
Sprache2, der Sprache im
gewöhnlichen Verstand, die von Menschen gesprochen wird. Das Kunstwerk
entspricht, wenn es als Kunst wirkt,
ebenfalls dieser 'Sprache1'.
Betrachten wir Heideggers Denken von 'Wort' und
'Ding' im reduzierten Strukturmodell, so wird klar, warum der Dichtung eine
Schlüsselrolle zufallen muß. Als Nebenbemerkung sei, dem Schluß dieser
Betrachtung vorgreifend, in Bezug auf das objet trouvé angemerkt: gesetzt es ist
ein Kunstwerk, so fällt in ihm nicht nur bedingendes Wort und bedingtes Ding
zusammen, es ist zugleich Zu- und Ausgesagtes. Die Stille, die für die
Kommunikation gebrochen werden muß, bricht es -
bezeichnenderweise - schweigend.
Entsprechend der Doppelstruktur der Projektion
finden sich bei Heidegger zwei Wirklinien: a) ein erster Bogen: von der Sprache1 des Seins (Die Sprache spricht) zum Hören
(Empfangen) dieses Zugesagten, vorzüglich durch die Dichter, b) ein zweiter
Bogen: von dem "Sagen" und Weitergeben dieses Empfangenen (durch die Dichter) an
die Sprachgemeinschaft, die Bewahrenden ('Was bleibet aber stiften die
Dichter`). Der Dichter ist so ein Durchgang für die Projektion von der Sprache1 auf die Sprache2 des Gebrauchs. "Das Sagen des Dichters ist das Auffangen dieser
Winke, um sie weiter zu winken in sein Volk. Dieses Empfangen der Winke ist ein
Empfangen und doch zugleich ein neues Geben" formulierte Heidegger mit Bezug auf
Hölderlin. Das Sagen der Dichter bringt dann eine Wiederholung der
Struktur. Läßt sich grundsätzlich feststellen: "Der Mensch spricht, insofern er
der Sprache entspricht", so gilt dies für das normale Sprechen in zweifacher und in
gewissem Sinn abgeschatteter Weise. Die normale Sprache trägt das ursprüngliche
Dichterwort weiter und entspricht der Sprache1 in abgeschwächter Form. "Die Dichtung
ermöglicht erst die Sprache......Also muß umgekehrt das Wesen der Sprache aus
dem Wesen der Dichtung verstanden werden." (Sprache hier in der
normalen Bedeutung, also: Sprache2). Die Projektionskraft der Sprache als welterstellend und Dinge
bedingend kommt somit eigentlich nur der Dichtung zu.
Dichtung - und damit auch Kunst - ist das
Bindeglied zwischen der Zusage des Seins und der Sprache des Gebrauchs, welche
die Projektionskraft der Dichtung aufnimmt und so Welt auslegt, strukturiert.
Dichtung jedoch eröffnet die Weltauslegungsräume ursprünglich, die Sprache des
Gebrauchs partizipiert allenfalls daran.
In dieser Rigorosität wird Heideggers
Konzeption der Erschließungskraft der Sprache des Gebrauchs nicht gerecht.
Sicher, diese funktioniert nur, weil es die zweifache Auszeichnung: a) von der
Sache (Sprache1) her und b) vom
wesentlichen Wort (Dichtung) zu den Sachen (Dingen) hin, gibt. Doch kommt der
Sprachgemeinschaft und dem Gebrauch eine wesentliche Bedeutung für die
projektive Kraft der Sprache zu. Heidegger hat an den verschiedensten Stellen
versucht, das konstitutive Moment der Gemeinschaft in seine Betrachtung
einzubinden und die Dialektik von Empfangen und Geben des zweiten Bogens als
Wechselverhältnis zu denken zwischen dem Stiften der Dichter und der
Ermöglichung durch die Gemeinschaft. Sei es, daß er im Kunstwerkaufsatz von den
Bewahrenden spricht, ohne die das Werk nicht Werk ist, sei es, daß er in anderem
Zusammenhang den Gedanken des Angesiedeltseins der Dichter zwischen den Winken
der Götter und der Stimme des Volks anführt. Dieses Verhältnis zu
denken ist ihm jedoch nicht geglückt, wohl auch deshalb, weil ihm die
fundamentaleren Fragen nach dem ersten Projektionsbogen und dem Geschick des
Seins den Blick verstellten auf die bedeutsame Doppelnatur des zweiten
Projektionsbogens der Sprache auf die Welt.
Festzuhalten bleibt: die Sprache ist dem
Menschen vom Sein her vorgegeben, andererseits kommt die Welt gemäß der
menschlichen Sprache und in Abhängigkeit davon zur Darstellung. Die Sprache ist
somit in vielfältiger Weise "der Bezirk (templum), d.h. das Haus des Seins". Das Hören auf die
Sprache1 stellt sicher, daß nicht
unsere Denk- und Sprechweise das 'Dinghafte des Dings überfällt' und "eine
Auslegung des Seienden im Ganzen zur Herrschaft bring(t), die ebenso zur
Wesenserfassung des Zeuges und des Werkes untüchtig bleibt, wie sie gegen das
ursprüngliche Wesen der Wahrheit blind macht." Die projektive Kraft
der Sprache - auch als Sprache des Gebrauchs - wirkt nur dann wahrhaft
erschließend, wenn sie `Hören und Sagen zusammenbringt`. Daß "das Gesagte und
das Gehörte das Selbe und Eine ist", gilt als
Voraussetzung des Gesprächs zwischen den Menschen wie als Annahme einer
Orientierung der menschlichen Sprache an der Sprachlichkeit des Seins.
Das Modell der zweifachen Ausrichtung der
Projektion hat über die unmittelbare Anwendung auf Sprache hinaus weitergehende
Bedeutung, wobei es wohl keinen Zufall darstellt, wenn Fragen der Projektion im
Bereich der Ethik von der Sprache her gestellt und angegangen werden. Ich kann auf diese
Aspekte in diesem Zusammenhang nicht weiter eingehen. Anzumerken ist jedoch, daß
Heidegger hier in Gefahr steht, selbst das Beziehungsgeflecht aus dem Blick zu
verlieren und alles als Schickung zu verstehen. Das Geschehen waltet dann über
den Menschen wie die Sprache1, und
die Dimension, in der der Mensch den Projektionsraum prägt, geht verloren.
In dem Raum, in dem es um die Dinge als Dinge
geht, spielt in jedem Fall der Mensch eine gewichtige, wenn auch, wie wir
gesehen haben, nicht uneingeschränkt konstitutive Rolle.
Über das Ding als Ding verfügen wir erst, wenn
wir es dichterisch vermitteln, d.h. wenn wir es in die Sprache bringen. Diese
Einsicht Herders und Humboldts ist ein wesentliches Movens für Heideggers
Überlegungen hinsichtlich des Aufstellens von Welt im Kunstwerk. Das objet
trouvé demonstriert nun aufs Schönste, daß wir über ein Ding als bloß
Vorfindbares, als welches das Objekt auch als 'objet introuvé', als noch nicht ins Werk gehobener
Gegenstand, vorhanden war, gar nicht, nicht einmal als Ding, verfügen. Um es zum
Dingen zu bringen, müssen wir es ins Werk setzen. Genau dies geschieht beim
Ausstellen des objet trouvés.
Der Dichter hebt das objet trouvé aus der Belanglosigkeit, aus dem
nichtigen Einerlei der Gleichförmigkeit, heraus, verweist auf das Ding als Ding.
Er offeriert uns einen Gegenstand im Auszeichnungsverhältnis, macht uns ein
Angebot, Welt zu gewinnen. Das Angebot trägt nur, wenn die Gemeinschaft, wenn
die Bewahrenden darauf eingehen. Wie in der Sprache, wie für die Sprache gilt
dabei als Postulat, daß dieses Angebot nicht willkürlich sein kann, auch wenn
auf der Beschreibungsebene eben dies so erscheint. Die Fähigkeit des Rezipienten
und der Rezipienten durch die Zeiten, das dichterische Wort aufzunehmen, den
Gegenstand als Ding zu erfahren, das Welt gebärdet, kann uns Indiz sein dafür,
wann denn die Deckung durch die `Zusage des Seins` gegeben ist. Dann wird der
bloße, vorfindbare Gegenstand zum ausgezeichneten, zum sagenden 'objet trouvé',
zum Werk. Im Werk wird Welt aufgestellt, formulierte Heidegger im
Kunstwerkaufsatz, während er das Dingen des Dinges später als das "versammelnd-ereignende
Verweilen des Gevierts" kennzeichnet.
Eigentlich fällt dies in Eins. "Das Ding verweilt das Geviert. Das Ding dingt
Welt."
Wäre ich ein Rhetoriker, würde ich sagen, daß
Heideggers Fragen und Suchen zwischen Sein und Zeit und Zur Sache
des Denkens auf nichts anderes zielt als auf das objet trouvé. Genauer: auf
das trouver de l`objet, darauf, wie das Finden zu denken ist, auch nur
irgendeines Dings qua Ding. Wir haben gesehen, daß dies bei Heidegger das
Verweilen des Gevierts, das gemäße Ins-Verhältnis-bringen von Erde und Himmel,
Sterblichen und Himmlischen beinhaltet, und daß dies nur vom Ganzen der Welt her
verstanden werden kann. Das Ding bedarf des ursprünglichen Worts oder des Werks,
welches selbst wiederum sich einer Zusage oder Vorgabe verdankt, wenn seine
Projektionskraft wirkmächtig gedacht werden soll. Dieses Verdanktsein muß nicht
notwendig als geheimnisvolles Ereignis gedacht werden. Ob überhaupt Heideggers
wortgewaltiges Anrennen hin zum Ursprung der Sprache noch erschließt oder eher
verdeckt, ob sein Versuch einer Struktureröffnung über 'enteignendes Vereignen' trägt, kann dahingestellt bleiben. Festzuhalten bleibt jedoch,
daß, wenn überhaupt wir jenes schlichte alltägliche Phänomen, daß ein Kind
Sprache zu erlernen vermag, denken wollen, wir als Postulat des Denkens eine
Erschlossenheit von der Sache her, die eine Erschließung zu den Sachen hin
bedeutet, annehmen müssen. In der Kunst scheint jenes Ursprungsmoment der
Sprache am deutlichsten gegenwärtig und vielleicht kennzeichnet am ehesten diese
Sprachstruktur das Phänomen Kunst. Dabei gilt, daß wenn wir theoretisch Kunst
beschreiben wollen, wir nahezu zwangsläufig auf ein Sprachmodell rückverwiesen
sind, wie es Wittgenstein in den
Philosophischen Untersuchungen entwickelt hat. Kunst erscheint dann als etwas Beliebiges, doch
gilt das gleiche Postulat wie bei der Sprache. Kunst wird ein
unbeliebig Beliebiges, schwebend, in
der Luft hängend, unbegründet gegründet - zwischen 'Himmel
und Erde' (könnte Heidegger sagen).
Das objet trouvé im kunstgeschichtlichen Sinn
ist die reduzierteste Form des Verhältnisses von Empfangen - d.h. auf das
Sprechen der Sprache hören - und Geben - d.h. im wesentlichen Wort das
Empfangene den anderen zusagen, stiften, dichten. In dieser reduziertesten
Form, einer Reinform, zeigt das objet
trouvé auf Ding und Welt und verweist gleichzeitig ebenso auf das Grundvermögen
des Menschen Welt welten zu lassen wie auf die Rückgebundenheit dieses Vermögens
an Sprache als Sprachlichkeit des Seins. Das objet trouvé der neueren
Kunstgeschichte ist so nicht nur ein gefundenes Ding, gegönnt von der Welt, das
selber Welt gebärdet, es dingt nicht nur als Ding, vom Wort bedingt, es bedingt
sich selbst, sagt als Kunstwerk und damit wesentliches Zeichen das Dingen des
Dinges, indem es dieses - so es glückt - demonstriert. Das gefundene Ding, das
zugleich sein Gefundensein ausdrückt, ausdrücklich als objet trouvé betont,
feiert darin das Dingen des Dinges.
Literaturliste:
I. Heidegger
Selbständige Veröffentlichungen <Siglen>:
Sein und Zeit. Tübingen (27;1686) = SuZ
Holzwege. Frankfurt.a.M. (50;686) = HW
Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung. Frankfurt.a.M. (51;581) = EHD
Vorträge und Aufsätze.Pfullingen (54;585) = VA
Unterwegs zur Sprache.Pfullingen (59;886) = UzS
Überlieferte Sprache und technische Sprache.
Hrsg.v. Hermann Heidegger. St.Gallen (89).
Unselbständige Veröffentlichungen:
"Der Ursprung des Kunstwerks" (35) In: HW:
1-72.
"Hölderlin und das Wesen der Dichtung"(36)
In:EHD:33-48.
"Andenken" (43) In:EHD:79-151.
"Wozu Dichter?" (46) In: HW: 265-316.
"Das Ding" (50) In: VA: 157-179.
"Die Sprache" (50) In: UzS:9-33.
"Bauen Wohnen Denken" (51) In: VA:139-156.
"Logos" (51) In: VA: 199-221.
"Das Wesen der Sprache" (57/58) In:
UzS:157-216.
"Das Wort" (58) In: UzS:217-238.
"Hölderlins Erde und Himmel" (59) In:
EHD:152-181.
"Der Weg zur Sprache" (59) In: UzS:239-268.
II. Sonstige Lit.
Biemel, Walter (69) "Dichtung und Sprache bei
Heidegger" In: Man and World 2:487-514.
Carnap, Rudolf (256)
Meaning and Necessity.
Chicago-London.
Danto, Arthur C.
(81;dt.84) Die Verklärung des Gewöhnlichen.
Frankfurt.a.M. (org.
The Transfiguration of the Commonplace).
Faden, Gerhard (86)
Der Schein der Kunst. Zu Heideggers Kritik
der Ästhetik. Würzburg.
Heller, Erich (77a) "Betrachtungen über ein Gedicht, über
Heidegger und Hölderlin" In: ders. (77)
Die Wiederkehr der Unschuld.
Frankfurt.a.M. (st 396), 99-120.
Jaeger, Hans (71)
Heidegger und die Sprache. München,
Bern.
Kettering, Emil (87)
NÄHE. Das Denken Martin Heideggers.
Pfullingen.
Kutschera, Franz von(88)
Ästhetik.
Berlin-New York.
Marx, Werner (83)
Gibt es auf Erden ein Maß?
Frankfurt.a.M.
Penzo, Giorgio (77) "La tematica del linguaggio
in Heidegger" In: Aquinas (Roma)
20:207-237.
Reiter, Josef (89) "Il disinganno della ragione come sfida
permanente del pensiero heideggeriano nella interpretazione di Emmanuel Levinas."
(dt. 'Ernüchterung der Vernunft: die bleibende Herausforderung
Heideggerschen Denkens nach E. Levinas') In: F. Bianco (ed.) (90)
L`Eredità di Heidegger. Roma.
Quine, W.O. (60; dt.80)
Wort und Gegenstand.
Stuttgart. (org. Word and Object).
Rintelen, Fritz-Joachim von (51;260) Philosophie der Endlichkeit als Spiegel der Gegenwart. Meisenheim.
Schweppenhäuser, Hermann (57;88)
Studien über die Heideggersche
Sprachtheorie. München.
Wittgenstein, Ludwig (53)
Philosophische Untersuchungen. zit.
nach ders. Schriften 1, Frankft.a.M. (480).
=PU
Zur Legitimation eines solchen Vorgehens cf. auch Rintelen
(51;260):283 "Wir stellen zunächst
Folgendes klar und wollen an einer Bedingung festhalten. Wenn Heidegger mit
Recht sagt, daß es nicht an der `technisch-theoretischen Exaktheit der
Begriffe` liegt, ob ich Erfolg habe, ..., so ist dieses dennoch ein
Sagen in Begriffen,... Zugleich
muß ich fordern, wenn ich überhaupt ein philosophisches Gespräch führen,
nicht im Unkontrollierbaren enden will, daß der Satz des formalen-logischen
Widerspruchs - ... - anerkannt werde ".
Heidegger"Das Ding" (50) In:VA:173.
Cf. Heidegger "Andenken" (43) EHD:83f.; dort wird "das
Erinnern an das Vergangene" gekennzeichnet als das, was "(...)keine Frage
mehr (duldet)"; aus dem Fragen des Gedichts "Andenken" wird hingegen der
Aspekt des `Denkens von Kommendem` entwickelt.
Cf. Heidegger"Das Wesen der Sprache" (57/58), "Das Wort" (58)
mit der Akzentuierung des Worts als bedingendem der Dinge (bde. in:UzS) und
"Bauen Wohnen Denken" (51) und "Das Ding" (50) mit der Akzentuierung des
Wesens des Dinges (bde. in VA).
Die Unterscheidung eines "piano della poesia (Poesie) a
livello ontico da quello della poesia (Dichtung) a livello ontologico", wie
sie G.Penzo(77):208 vornimmt, mag die differenten Anwendungsbereiche
einsichtig machen.
Heidegger "Der Ursprung des Kunstwerks" (35) In: HW (680):61; cf. auch S.58 "Alle Kunst ist ...im Wesen Dichtung." (Hervorhebg. bei Heidegger).
Heidegger "Hölderlins Erde und Himmel" (59). EHD:162.
Heidegger "Der Ursprung des Kunstwerks" (35) In: HW (680):61
Daß für Heidegger dann "alles sinnende Denken (...)ein Dichten
(ist), alle Dichtung aber ein Denken." (Heidegger"Der Weg zur Sprache"(59)
:UzS:267) folgt aus seinem an Herder und Humboldt orientierten Verständnis
des Sprachursprungs.
Cf. etwa bei Carnap(256)
die Bestimmung der Intensionen über mögliche Welten, die wiederum durch
Gegenstandsmengen (universe of discours) gekennzeichnet werden. Es ist dies
ein Versuch ein semantisches Modell für die Projektion von Sinn
bereitzustellen.
Cf. z.B. das Werk von E. Levinas in seinen Grundlinien von
En découvrant l`existence avec
Husserl et Heidegger (Paris,49) über
Totalité et Infini (Den Haag,61)zu
Autrement qu`etre ou au-delà de
l`essence (Den Haag,1974) oder W.Marx (83)
Gibt es auf Erden ein Maß?
Heidegger "Wozu Dichter" (46) In:HW (680): 306 "Die Sprache ist der Bezirk (templum),
d.h. das Haus des Seins." und "Brief über den Humanismus"; die gesamte von
der Auslegung Hölderlins her entfaltete und bedachte Spätphilosophie ist
gleichsam `unterwegs zur Sprache`.
Profunde Kenner des kaum überschaubaren Gesamtwerks Heideggers
versicherten mir, daß das objet trouvé als Kunstwerk kein Gegenstand
Heideggerscher Überlegungen sei, und daß diese Kunstform mit Sicherheit
seine Billigung nicht gefunden hätte. Wenn dem so ist, dann freilich im
Widerspruch zu den Implikationen der bei ihm selbst entfalteten
Kunsttheorie, wie noch gezeigt wird.
Ein Beispiel für die verwirrenden ontologischen Differenzen
gibt Duchamps Flaschentrockner. Das verlorengegangene `Original` wurde durch
ein beliebiges, neues Exemplar aus dem Warenhaus ersetzt (Hamburg,
Kunsthalle). Der vorausgreifende Hinweis, daß wir bei dem modernen
kunstphilosophischen Problem einer hinsichtlich aller
Wahrnehmungseigenschaften gegebenen Identität von Objekten mit
Kunststatus und Waren eines Kaufhauses, beim Benennen einer ontologischen
Differenz auf die Heideggersche Unterscheidung von Zeug und Werk verwiesen
sind, mag die Richtung der Überlegungen charakterisieren.
Danto (81;dt.84) arbeitet in eindringlicher Form die
ontologische Differenz bei materialer Identität heraus, wobei der Titel
seines Werks: The Transfiguration of
the Commonplace, den Wechsel des ontologischen Status gut anzeigt.
Diese beiden Bestimmungsgrößen, von Aristoteles für (techne) im allgemeinen Sinn benannt,
legen den Raum für die ästhetische Reflexion bezüglich der 'schönen Künste'
fest.
Heidegger "Der Ursprung des Kunstwerks" (35) In: HW (50;680):25.
Heidegger "Wozu Dichter?" (46) In:HW (50;680):294
Heidegger"Ursprung des
Kunstwerks" (35)In:HW:(50;680):20.
Heidegger "Das Ding" (50) In:
VA:166
Heidegger "Logos" (51) In:VA:205
Heidegger "Das Wort" (58)
In:UzS:237; Heller (77a):120 verknüpft hellsichtig das "Rätsel der Sprache",
nämlich die "Einheit von Ding und Wort" mit dem "Rätsel aller Kunst" und
benennt als Heideggers Verdienst, danach "so gefragt zu haben."
Cf. Carnap (256),
s.o. Fußn.10
Wittgenstein PU §199; dabei
fährt er fort, "Eine Sprache verstehen, heißt, eine Technik beherrschen."
Technik meint hier: die Gepflogenheiten, die Praxis, kurz, die 'Lebensform'
einer Gemeinschaft (cf. §206 u. § 241)
Heidegger(89)
Überlieferte Sprache und technische
Sprache. S.21; "Der Weg zur Sprache" (59) In:UzS: 246ff.
Heidegger"Die Sprache"(50)
In:UzS:30; man muß Heideggers Vorbehalte gegen Humboldt als Kritik an
dessen anthropozentrischer Deutung der Sprache verstehen (cf. auch
Kettering(87):280); fraglich wird damit dann allerdings, ob Heidegger mit
den richtigen Gründen Humboldts Gedanken der
(energeia) schätzt.
SuZ:150; cf. Penzo (77), der
gegenüber den Unterschieden die Übereinstimmung der Grundkonzeption von
Sein und Zeit und Spätwerk betont.
"Hölderlins Erde und Himmel"
(59) In:EHD:163
"Das Wort" (58)In: UzS:232
Ebd.; in ungewohnter
Schlichtheit spricht Heidegger den Sachverhalt des Verwiesenseins der
menschlichen Sprache in "Die Sprache"(50) an: "Das menschliche Sprechen
ruht aber als Sprechen der Sterblichen nicht in sich." UzS:31.
"Logos" (51) In: VA:207; zu
beachten ist, daß auch schon in Sein
und Zeit das Hören strukturell in ähnlicher Weise gedacht wird.
Cf. SuZ:163f.
Cf. "Die Sprache" (50) In:
UzS:31
Heidegger "Hölderlin und das
Wesen der Dichtung" (36) In:EHD:46
Heidegger "Die Sprache" (50)
In: UzS:33
Ebd.,UzS:31: "Eigentliche
Dichtung ist niemals nur eine höhere Weise der Alltagssprache. Vielmehr ist
umgekehrt das alltägliche Reden ein vergessenes und darum vernutztes
Gedicht"
Heidegger "Hölderlin und das
Wesen der Dichtung"(36) In: EHD:43
Heidegger "Wozu Dichter?" (46)
HW:306
Heidegger" Der Ursprung des
Kunstwerks" (35) In:HW:56
Heidegger "Andenken" (43)
In:EHD:126
Levinas geht bei seinem Bemühen
einer Situierung der Ethik als systematischem prius vor der Ontologie
(cf.Fußn.11) vom Grundphänomen der Sprachlichkeit vor der Lautsprache aus,
wobei er, Konzeptionen Wittgensteins - unbewußt und partiell - und
Heideggers - bewußt und dezidiert - verpflichtet, über Heidegger hinausgeht,
indem er den vorausliegenden Anspruch am anderen Menschen festmacht.
Inwiefern diese "Ernüchterung der Vernunft" Heidegger verpflichtet ist, hat
Reiter (89) in einem Vortrag unter ebendiesem Titel aufgewiesen.
Heidegger "Das Ding" (50):166
PU § 198 "Jede Deutung hängt,
mitsamt dem Gedeuteten in der Luft"; §217 "Habe ich die Begründungen
erschöpft, so bin ich nun auf dem harten Felsen angelangt und mein Spaten
biegt sich zurück"; §289 "Ein Wort ohne Rechtfertigung gebrauchen, heißt
nicht es zu Unrecht gebrauchen" (gemeint ist hier, daß eine Rechtfertigung
im Sinn rationaler Begründung fehlt; das Recht das Wort (Zeichen, Kunstwerk)
zu gebrauchen ist umgekehrt gerade durch die zu postulierende Vorgabe
bedingt).
Heidegger_Objet_trouvé als pdf-Datei
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