Josef Rauscher
Literaturverzeichnis und Orientierungsrahmen.
folgende Dialoge Platons dienen als Bezugspunkte
Theaitetos - die Hauptquelle für Platons Erkenntnistheorie – darin auch Diskussion von Protagoras
Begründungsproblem
Gorgias, Menon, Politeia – Methode: sokratische Elenktik --> platonische Dialektik; Ethik des Meinens --> Ideen
Vorsokratischer von Platon affirmierter Bezugspunkt :
Parmenides (ca.540-470) Über das Sein (Peri Physeos)
Sophistische Vorgänger und Gegner Platons als Kontrastfolie: Relativismus und Sensualismus – Rhetorik
Gorgias (ca.485-380) ontologische Schrift „Über das Nichtsein“ (cf. platon. Dialog Gorgias) Protagoras (ca.470-398) die Schrift über „Die Wahrheit“ (ebf. Namengeber für platon. Dialog)
Schüler Platons, gleichzeitig erkenntnistheoretische Gegenakzentuierung zu Platons Ideenrealismus
Metaphysik - De Interpretatione; De Anima; Analytica posteriora (Lehre vom Beweis)
Wiederaufnahme Platons (Neuplatonismus) unter christlicher Perspektive – Weg nach innen
Contra Academicos; De Magistro; Confessiones Buch X
Unter Rückbezug auf Aristoteles systematische Ausfaltung christlicher Philosophie
Summa theologiae I - insbesondere die Quaestiones 84-87
De veritate Quaestio I
Methode: Rückgriff auf Petrus Abaelardus (1079-1142) Sic et Non
Johannes Duns Scotus (1266-1308)
Wilhelm von Ockham (1285-1349)
Wegbereiter und Ideengeber für zahlreiche erkenntnistheoretische Positionen und Probleme der Moderne
Meditationen über die erste Philosophie.
Abhandlung über die Methode. – methodischer Zweifel und Erkenntnisgewißheit.
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand.
Empirismus: John Locke (1632-1704) An Essay Concerning Human Understanding
Berkeley, George (1685-1753) A Treatise Concerning the Principles of Human Knowledge
Hume, David (1711-1776) An Enquiry Concerning Human Understanding
Im Grunde kann der Name Kant in mehrfachem Sinn als erste Referenz für Erkenntnistheorie dienen. Er steht für eine der drei bis vier Grundkonzeptionen und möglicherweise für die bedeutendste, er legt die elaborierteste systematische Ausarbeitung und gleichzeitig eine weitumspannende und reichhaltige Problemdiskussion vor, und Erkenntnistheorie im engeren Sinn, als historische philosophische Disziplin entsteht in der Rückbesinnung auf Kant.
Kritik der reinen Vernunft – erkenntnistheoretischer Idealismus
Nietzsche, Friedrich (1844-1900)
Husserl, Edmund (1859-1931)
Erfahrung und Urteil, Cartesianische Meditationen
Tractatus Logico-philosophicus.
---.--Philosophische Untersuchungen.
---.--Über Gewißheit.
Russell, Bertrand (1872-1970)
„Knowledge by Acquaintance and Knowledge by Description“
Lorenz, Konrad (1903-1989)/ Riedl, R./ Vollmer, G. Evolutionäre Erkennntnistheorie
Quine, W.V.O. (*1908-
Ontological Relativity. (darin: „Epistemology naturalized“)
Popper, K.R. (1902-1994)
Logik der Forschung. Zur Erkenntnistheorie der modernen Naturwissenschaft.
Rorty, Richard (*1931 ) Der Spiegel der Natur. Eine Kritik der Philosophie.
Lyotard, Jean-Francois (1924-1998)
Das postmoderne Wissen. <partielle Legitimationen statt Wahrheit>
Die Auswahl ist subjektiv und dezidiert selektiv. Nur die fett gedruckten Autoren können berücksichtigt werden.
Anzenbacher, Arno (389) Einführung in die Philosophie. Freiburg et.al.
<Die Einführung enthält in dem Abschn. 4 „Erkenntnis“ - mit Ausnahme von 4.5 „Logik“, dieser Abschn. gehört nicht zur Erkenntnislehre - gut verwendbare Erläuterungen.>
Bieri, Peter (Hg) (87;394) Analytische Philosophie der Erkenntnis. Weinheim: Beltz
<Die Arbeit verbleibt inhaltlich auf dem Diskussionsstand von 1987, doch wurde die Bibliographie nochmals erweitert. Eine generelle Einführung des Hg. (9-72) bietet eine gute Orientierung, die zusammen mit der Bibliographie hinreichend Material für die Erschließung des Gegenstandsbereichs bereitstellt. Die Auswahl der Autoren und die Schwerpunktbildung zu Fragen des Skeptizismus und des Programms einer naturalisierten Erkenntnistheorie ist sachangemessen. Dennoch ist der Reader für den Einsteiger in vielen Beiträgen zu voraussetzungsreich. In diesem Sinn liefert Bieri kein Begleitmaterial zur Vorlesung.>
Dancy, Jonathan (85;794) Introduction to Contemporary Epistemology. Oxford/ Cambridge (Mass): Blackwell.
< Eine gute Einführung in klarem systematischem Focus. Elementar aufgebaut aus der Diskussion des Skeptizismus (cf. Cartesisches Modell und Kutschera (81)). Dancy orientiert sich jedoch ganz an der gegenwärtigen angelsächsischen Diskussion.
Das Buch hat drei Hauptteile: I ‚Knowledge‘, II ‚Justification‘, III ‚Forms of Knowledge‘ (oder auch ‚Quellen‘; darunter fallen: ‚Perception‘, ‚Memory‘, ‚Induction‘ und ‚A priori knowledge‘). Fundamentalismus und Kohärentismus werden als Positionen behandelt. Wittgenstein und Quine – mit Schwergewicht auf letzterem – werden herangezogen.>
Gabriel, Gottfried (93) Grundprobleme der Erkenntnistheorie. Von Descartes zu Wittgenstein. Paderborn (UTB 1743)
<Entwickelt in relativ einfacher Form einige Grundpositionen wie Realismus und Idealismus in Zusammenhang mit der Frage von Subjekt und Objektverhältnis oder erläutert beispielsweise die Beziehung von Rationalismus und Empirismus aus dem Blick auf das Ursprungsproblem der Erkenntnis und die Differenz von Genese und Geltung. Für das Umfeld der cartesischen Wendung zum denkenden Subjekt und den Entwicklungsgang bis zur sprachphilosophischen Wende liefert das Buch Orientierungswissen, ohne einen eigenen systematischen Ansatz zu entfalten. Daß die neuere epistemologische Diskussion (s. dafür Bieri, Kutschera, Haack) ausgeschlossen bleibt, ist nicht unbedingt ein Nachteil.>
Haack, Susan (93;95) Evidence and Inquiry. Towards Reconstruction in Epistemology. Oxford. <Ich erwähne dieses Buch als eine beispielhafte, kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Spielarten eines epistemologischen Fundamentalismus, die gleichzeitig dem Fundamentierungsverzicht eines reinen Kohärentismus als selbsttragendes Netz widerspricht; im Zuge dieser Reflexion wird eine moderate Kritik am Naturalismus, am Popperschen Fallibilismus und am Pragmatismus (Rorty), d.h. einigen der bedeutendsten erkenntnistheoretischen Positionen, die gegenwärtig die Diskussion prägen, geübt. Der Gegenstand dieses Buchs ist nicht der Gegenstand der Vorlesung, doch ein Ziel der Vorlesung wäre es, die Grundlagen so zu vermitteln, daß nach Besuch der Vorlesung ein Buch wie dieses mit Verständnis für die Problematik gelesen werden kann.>
Keller, Albert (82;290) Allgemeine Erkenntnistheorie. Stuttgart et al.: Kohlhammer (Grundkurs Philosophie 2) <Die Monographie, die am ehesten einer einfachen Einführung im Blick auf das ‘Fach’ Erkenntnislehre entspricht. Freilich scheint mir der Ausgangspunkt vom Fragen im allgemeinen, die falsche Perspektive zu eröffnen. Folgt man Keller in den Fragen: Was-Frage nach dem Gegenstand, Wozu (Warum) -Frage und Wie-Frage (Methode), so verweist die allgemeine Struktur dieser Fragen gerade nicht auf den Begriff ‚Erkenntnislehre‘, wie von Keller intendiert, sondern wirft exemplarisch erkenntnistheoretische Problemstellungen der Begriffsanalyse und Methodenlehre auf. Spezielle erkenntnistheoretische Fragestellungen (vor allem im Methodenkapitel) werden so nicht immer glücklich mit allgemeinen Motivationsversuchen verknüpft. Dennoch bietet Keller für verschiedene Problemfelder, besonders zu Fragen der Methode oder auch der Wahrheit, in den relativ knappen, auf Problematisierungen verzichtenden Ausführungen eine brauchbare Orientierung.>
Krings,H./ Baumgartner,M. (72) „Erkennen, Erkenntnis I“ In: Historisches Wb. der Philosophie, (Ritter)
<Dieser Durchgang durch die philosophiegeschichtlichen Fassungen des Begriffs Erkenntnis/ Erkennen stellt eine sehr gute Basis bereit, die auch für den in der Vorlesung eingeschlagenen Weg der Entwicklung systematischer Fragen im Rahmen einer geschichtlichen Entfaltung von Grundpositionen hilfreich ist. Daneben wird erkennbar welche historischen Konzeptionen in meiner Darstellung ausgeklammert bleiben.> < - an dieser Stelle möchte ich auch auf die anderen Einträge zu Erkennen u. Erkenntnistheorie im Hist. Wb. (Prinz, Diemer, Gethmann) hinweisen, die allerdings nicht unmittelbar dem Gang der Vorlesung zuzuordnen sind>
Kutschera, Franz von (81) Grundfragen der Erkenntnistheorie. Berlin/ N.Y.
<In gewissem Sinn eine der besten systematischen Einführungen in Grundprobleme der Erkenntnistheorie, die zugleich in beispielhafter Form das Begriffsinstrumentarium entwickelt. Mit gutem Grund spricht Kutschera seiner Arbeit jedoch den Charakter einer Einführung ab (XV), da er nicht etablierte Positionen referieren und diskutieren will und mit klassischen Problemen vertraut machen - obwohl er dies durchaus leistet -, sondern die sachliche Klärung strittiger Fragen betreiben will. Kutschera selbst sagt von seinem Buch, daß es ohne spezielle Vorkenntnisse gelesen werden kann“ (XV). Dies stellt, fürchte ich, eher eine freundliche Überschätzung des Vermögens vorkenntnisloser Leser dar. Obwohl ich verschiedentlich auf von Kutschera erarbeitete Distinktionen und Begriffe zurückgreifen werde - ich werde im Verlauf der Vorlesung die entsprechenden Stellen des Buches angeben, die der interessierte Hörer als nicht ganz vorkenntnisloser Leser zurate ziehen kann - möchte ich doch unterstreichen, daß selbst auch nur eine auszugsweise Lektüre des äußerst anspruchsvollen Werkes nicht zum Anforderungsprofil der Vorlesung gehört.>
Prauss, Gerold (80;393) Einführung in die Erkenntnistheorie. Darmstadt: WBG
<Verfolgt in seiner intuitiv relativ einfach zugänglichen Hinführung keinen Überblick über Positionen der Erkenntnistheorie, sondern versucht in Absetzung gegen empiristische und materialistische Deutungen eine idealistische Erkenntnistheorie zu verteidigen Die problemorientierte systematische Ausrichtung führt leider zum Verzicht auf eine Literaturübersicht. Nach einer kurzen Abgrenzung der Disziplin gegen Wissenschaftstheorie, empirische Wissenschaften u. Metaphysik und einer positiven Bestimmung als „nichtempirische Wissenschaft von Empirischem“ verweist Praus auf naheliegende Fehlwege, um sich dann der von ihm vertretenen modifizierten Deutungstheorie zuzuwenden. (Gg.-position zu Kutschera).
Ricken, Friedo (Hg) (84) Lexikon der Erkenntnistheorie und Metaphysik. München: Beck
< Knappes, gut brauchbares Nachschlagewerk, dessen Taschenbuchformat freilich einer Problematisierung enge Grenzen setzt. Die einzelnen Begriffe sind von Fachleuten der unterschiedlichsten, z.T. gegensätzlichen Richtungen bearbeitet, was zum Einen den Vorteil des Buchs ausmacht, zum anderen freilich für den Orientierungssuchenden wegen der unerkannten impliziten Voraussetzungen auch einen Nachteil darstellt>