J. Rauscher
VL: Medienphilosophie: Medialität und Medien            
SS 2002

 

Einige Literaturhinweise:

Vorläufig stelle ich die Literaturliste, die ich in der Vorlesung verteilt und kommentiert habe, auch ins Netz. Ob ich die; vornehmlich um Aufsätze, die Primärliteratur und die Einzelmedien erweiterte, umfassendere Bibliographie in diesem Semester noch fertigstelle, weiß ich nicht, auch wenn ich im Prinzip gegen das wunderbare Heissenbüttelgedicht „In diesem Leben nicht mehr.... „ anarbeite, also ganz generell weiterhin die vage Absicht mit mir rumtrage ....Also erstmal:

 

Medienproblematik als philosophischer Anreiz (die unter dem Etikett Medienphilosophie publizierten Versuche einer grundlegenden Bestimmung der Fachdisziplin: Fettdruck) 

 

Baumann, H./ Schwender, C. (Hg) (2000) Kursbuch Neue Medien 2000. Ein Reality Check. Stuttgart-München: dva - <Materialien und Problemanrisse - Wirklich meilenweit entfernt von Philosophie und näher am Feuilleton denn der Wissenschaft, bietet der Reader eine Fülle von Anregungen dafür, welche Phänomene philosophisch für Probleme sorgen, z.B. im Art. von Junge „Grimme Preis ...“ das Problem ‚Fake’ und der ganze Abschnitt zu „Ort & Zeit“>

 

Carroll, Noel (98) A philosophy of mass art. Oxford: Clarendon - <Diskutiert Benjamin und McLuhan und wenn der Focus des Autors auch auf das Problem der Kunst gerichtet ist, liefert er doch sehr kluge Beobachtungen zu dem spezifischen Problem der Massenmedien wie es in der Kulturkritik von Anders bis Adorno diskutiert wurde.“Mass Art and morality“ (291ff) auch für Medienethik interessant. > 

 

Engell, Lorenz et al (Hg) (99; 22000) Kursbuch Medienkultur. Die maßgeblichen Theorien von Brecht bis Baudrillard. Stuttgart-München: dva - <Im Gegensatz zu dem Reader von Baumann/ Schwender bietet diese Textsammlung eine theoretische und philosophische Perspektive und mit dem Eröffnungstext: Walter Benjamins Kunstwerkaufsatz, einen echten Klassiker der Medienästhetik. Daneben findet sich ein treffender, wenn auch zu sehr gekürzter Abschnitt zu Günter Anders. Flusser, Virilio, Baudrillard, Barthes und Lyotard werden mit mehr oder weniger glücklichen Ausschnitten präsentiert. - Keine eigene Theorie sondern eine Übersicht über Theorieansätze.>

 

Faulstich, Werner (Hg) (98; 42000) Grundwissen Medien. München: Fink - <Keine Philosophie, sondern eine relativ gute Übersicht über den Problembereich der Medien mit einem theoretischen Schwerpunkt, auch wenn die Einschätzung der philosophischen Kritiker und Utopisten (S.23) wirklich nicht problemadäquat, sondern bestenfalls amüsant ist. Richtig ist, daß nur eine Betrachtung der Gesamtgeschichte der Entwicklung der Medien uns eine angemessene theoretische Einschätzung ermöglicht. Die ausführliche Behandlung der Einzelmedien liefert eine Fülle von Material.>

 

Groys, Boris (2000) Unter Verdacht. Eine Phänomenologie der Medien. München/ Wien.

<Bietet vielleicht weniger eine Phänomenologie der Medien denn Strukturerhellung der Medialität.>

 

Hartmann, Frank (2000) Medienphilosophie. Wien. (UTB 2112)  -< Der Autor geht aus von einer gegenwärtigen Strukturänderung im Umgang mit medial vermittelten Inhalten, insofern der „gesamte symbolische Reproduktionsprozeß von Gesellschaft“ (13) betroffen ist. Diesen „Kulturwandel“ verfolgt er in den zwei Sphären: Kommunikationswissenschaften und Medientheorie. Der Autor hofft dabei aus erkenntnistheoretischen und sprachphilosophischen Motiven „Prolegomena einer medienphilosophischen Theorie“ zu gewinnen. Die Lücken bei Hartmann: Paul Virilio und Jean Baudrillard, dafür im Gegensatz zu --> Sandbothe Flusserorientiert>.

 

Holderegger, Adrian (Hg) (99) Kommunikations- und Medienethik. Interdisziplinäre Perspektiven. Freiburg Schweiz-Wien: Herder <Ein sehr disparater Reader, der einige anregende Beiträge beinhaltet. Für Medienethik unverzichtbar.>

 

Kloock, Daniela / Spahr, Angela (22000) Medientheorien. Eine Einführung. München: Fink (UTB 1986) - noch ein Informationsreader, der eine wirklich brauchbare Übersicht liefert.

Krämer, Sibylle (Hg) (98) Medien - Computer - Realität. Wirklichkeitsvorstellungen und Neue Medien. Ffm:: Suhrkamp (stw 1379) <sehr guter problemorientierter Reader; Bibliographie!>

 

Müller-Funk, Wolfgang/ Reck, Hans-Ulrich (Hg) (96) Inszenierte Imagination. Beiträge zu einer historischen Anthropologie der Medien. Wien/ N.Y.: Springer.  <Mehr medien-, denn anthropologierelevant; besonders der Aufsatz von Macho „Vision und Visage“ (87ff) ist auch für Bildtheorie von Interesse; die Überlegungen Müller-Funks zur Medialität des Menschen, zu Frauenkörper und medialem Leib und zur Inszenierten Imagination berühren Grundlegungsfragen.>

 

Pfeiffer, Ludwig, K. (99) Das Mediale und das Imaginäre. Dimensionen kulturanthropologischer Medientheorie. Ffm.: Suhrkamp. <Von Medientheoretikern verrissen, altertümlich gelehrt, ja gebildet, zugleich altmodisch und postmodern und ohne je wirklich die Medien als Begriff in den Griff zu bekommen - „Medien: traditionell: Künste“ ?-, zudem, meinen Bemühungen, begrifflich zu erfassen und einzugrenzen, mit was wir uns überhaupt in einer Medienphilosophie in welcher Form (Medialität und Medien!) und welcher Reihenfolge befassen sollen, direkt entgegengesetzt, Das Buch scheint nicht nur „wild spekulativ“ und „wahllos“ (22) - es ist dies in gewissem Sinne -, aber es ist gut! Jenseits von Medientheorie.> 

 

Rötzer, F. (Hg) (91) Digitaler Schein. Ästhetik der elektronischen Medien. Ffm.: Suhrkamp (es 1599) <Sehr unterschiedliche Beiträge; gut brauchbarer Eingangsessay. Panoptikum>

 

Sandbothe, Mike (2001) Pragmatische Medienphilosophie. Grundlegung einer neuen Disziplin im Zeitalter des Internet. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft.  - <Mir persönlich etwas zu pragmatisch - und medientheoretisch für die zentralen Bereiche einer Philosophie der Medien nur von sekundärem Interesse. Dennoch hochinteressant, im Blick auf pragmatische Dekonstruktion. Allerdings scheint mir Sandbothe selbst, dem, wovor er klug und zu Recht warnt: „Medium und Medien als epistemologische Schlüsselbegriffe aufzubauen“ (112), jenseits eines epistemologischen Fundamentalismus - gewissermaßen kontingent pragmatisch - zu erliegen. Im Grunde in manchem fast ein Plädoyer für die Bild- und Situationsfixiertheit der Sophistik.> 

 

Schnell, Ralf (2000) Medienästhetik: zu Geschichte und Theorie audiovisueller Wahrnehmungsformen. Stuttgart: Metzler - <Auch wenn - etwa bei Baudrillard - gewaltige Lücken in einigen modernen Teilaspekten auftreten, scheint mir dieses Buch eines der besten zu sein. ‘Die Medien’ bedeutet hier vornehmlich Film und Fernsehen, auch wenn über Computerspiele dann sogar das Internet in den Blick gelangt. Der Autor geht aus von physiologischen und psychologischen Aspekten des Blicks, wendet sich dann mit der Montage der Konstitution des Erblickten auf der materiellen Ebene zu. Ein Exkurs zu der Frage, ob es eine ‘Sprache des Films’ gibt, beschließt den klassischen Teil, das Buch dann ein philosophieorientierter Epilog “In Platons Höhle?”>

 

Sloterdijk, Peter (99) Regeln für den Menschenpark. Ein Antwortschreiben zu Heideggers Brief über den Humanismus. Ffm.: Suhrkamp. <<In der aufgeregten Debatte um die bioethischen Folgerungen fand es kaum Beachtung, daß Sloterdijk medientheoretisch beginnt und daß er sich im Fragebereich der Medialität hält>

 

Klassisch??? - Platon Liebeslehren und Verschriftlichung (Symposion; Phaidros) - Descartes’ Mathesis universalis und Leibniz ars characteristica; Frege exemplarisch: Begriffsschrift.

Hype ????? - Nach Walter Benjamins Kunstwerkaufsatz und einigem mehr und Günter Anders Antiquiertheit des Menschen; löst ihn Marshall McLuhan aus zwischen Gutenberggalaxie und Global Village. Ansonsten?: Baudrillards Tauschgeschäfte und Simulakren; Virilios Kriegserklärungen gegen (Kino als Krieg) und seine Überlegungen zum ästhetischen Verschwinden; Roland Barthes’ Mythen, Zeichen und Rhetorik; Vilèm Flussers Kommunikologie (und sein Gesamtwerk); Luhmanns, Liebes- Passion und sein Blick auf Die Realität der Massenmedien. Natürlich kritisch Adorno zur Kulturindustrie und Neil Postman zu allem, was Spaß macht. Mein eigentlicher Geheimtipp wäre Jean-Francois Lyotard, aber da braucht man schon fast eine gute Theorie, um die medientheoretische Relevanz zu demonstrieren. Seriöser und soziologischer- na gut: Parsons und Habermas. Damit aber nun Schluß, die Seite ist voll.