Prof. Dr. Josef Rauscher
Vorlesung
Mi: 16.15-18.45; P108
Beginn: 22.4.2009

Philosophie des Films


Der von Walter Benjamin als Schlüsselmedium des 20. Jhs. ausgerufene Film hat heute in gewisser Hinsicht die Nachfolge des aristotelischen Theaters angetreten und verdient aus ähnlichen Gründen wie die Poetik philosophisches Interesse als Reflexionsmedium und Wirklichkeitsmodell in dem und an dem die Gesellschaft ihr eigenes Grundverständnis spielerisch artikuliert und kritisch befragt. Das triviale Faktum der Feuilletonkritiken ist dafür ebenso Indiz wie die tastenden Versuche zur Etablierung einer verallgemeinerten Bildwissenschaft.
Freilich stellt sich angesichts von Digitalisierung und neuen Techniken der Vermittlung die philosophische Frage, ob die wesenhaft problematische Kunst ‚Film’ in ihrem alten Grundverständnis nicht von etwas Neuem abgelöst wird, ob der Film nicht tatsächlich als Leitmedium des 20.Jhs. Adornos Verdikt über Gattungen der Kunst als Invarianten zum Opfer fällt.
Die Fragen nach dem Verhältnis zur Wirklichkeit, welche die Philosophie des Films bestimmen, stellen sich, wie es scheint, in einem neuen Licht. Zerren die Änderungen, um nochmals Adorno ins Feld zu führen, an der Kette des Begriffs ‚Film’ selbst, so gibt es zwei Optionen der Begriffsklärung. Arbeit an einem veränderten, erweiterten Begriff von Film oder Begrüßen der Ankunft eines neuen Mediums. Eine neue ‚Kunst +1’, wie Alain Badiou den Film im System der Künste verortete?
Die Vorlesung zielt nach Bestimmung des klassischen Mediums Film diese Fragen als Schlusspunkt an.